Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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für das Evangelium erklärte und die zu Weimar versammelte Priester- 
schaft dahin anwies, das Evangelium rein und lauter ohne menschlichen 
Zusatz zu predigen. Zeitlebens hat er sich auch mehr durch seine 
Theologen als durch seine politischen Räte oder Freunde beraten 
lassen. Merkwürdig, daß sich Herzog Georg anfänglich eines anderen 
von ihm versehen hatte; wenigstens hatte er bei ihrer gemeinsamen 
Aktion gegen die Bauern ernstlich gemeint, sowohl ihm als auch seinem 
Schwiegersohne, dem Landgrafen Philipp von Hessen, von der Ketzerei 
mit Erfolg abraten zu können. Denn seine, und mit ihm aller alt- 
gläubigen Fürsten Meinung war es ja, daß nur die Lutherische Irrlehre 
die anderen nach sich gezogen haben konnte. Wir wissen, daß zu einem 
alten, verhältnismäßig sogar sehr alten Teig nur ein Stäck neuer 
Sauerteig mit der Reformation hinzugefügt wurde. Das wußte auch 
sicher Landgraf Philipp, der trotz seiner 21 Jahre doch eigentlich unter 
den Fürsten Mitteldeutschlands zuerst mit jugendlicher Kraft sein Schwert 
nicht nur gegen die Aufrührer unter seinen Bauern, sondern vor allen 
Dingen mit staatsmännischem Instinkte drei Jahre vorher gegen Sickingen 
gezückt hatte. Aber mit diesem politischen Verständnis, das man modern 
nennen könnte, ebenso wie sein Außeres in fast modern zu nennender 
Weise von den meist philiströsen Gestalten seiner Mitfürsten abstach, 
verband sich ein ganz auffallend ausgeprägtes theologisches Interesse, 
das ihn in der heiligen Schrift und den Werken der Theologen 
gleich bewandert werden ließ. Hatte er es doch nicht unterlassen 
können, mit dem gefangenen Münzer zu disputieren oder wenigstens 
disputieren zu wollen, denn Münzer hatte ihm nicht geantwortet. Für 
seine Stellungnahme zur Reformation war schon der wormser Reichstag 
und die persönliche Bekanntschaft mit Luther maßgebend geworden. 
Ein von ihm im Mai 1524 eingeholtes Gutachten Melanchthons 
hatte ihn dann vollständig überzeugi, so daß er schon im Juli 1524 
für seine Lande denselben Befehl gab wie Kurfürst Johann im fol- 
genden Jahre zu Weimar. Im Lager vor Mühlhausen, wohin er 
auch seinen evangelischen Prediger mitgenommen hatte, erklärte er dem 
Kurfürsten und seinem Sohn Johann Friedrich, „er wolle, eh Leib 
und Leben, Land und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen."“ Die 
Geschichte hat dann an ihm und Johann Friedrich die Ehrlichkeit dieses 
Wortes erprobt gesehen. Landgraf Philipp ward für die nächsten
	        
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