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Folgen hatte. Wir meinen die Zeit der Hussitenkriege. König Ruprecht
war nach einer für das Reich ergebnislosen Regierung am 18. Mai
1410 auf seinem Schlosse Landskron bei Oppenheim gestorben. Sein
Widerstand gegen das vorerwähnte zu Pisa zusammengetretene Konzil
hatte die dort versammelten Kardinäle veranlaßt, Wenzel wieder als
den einzigen rechtmäßigen König anzuerkennen, womit freilich dessen
Stellung kaum merklich gekräftigt wurde. Denn auch das Konzil, das
am 25. März 1409 eröffnet worden war, erfreute sich nicht einer
allgemeinen Anerkennung. Es hatte den beiden Päpsten, die sich
damals den Besitz der Tiara streitig machten, den Gehorsam aufgekündigt
und den frommen und ehrenhaften Peter Philargi, Erzbischof von
Mailand, als Alexander V. zum Papste gewählt, so daß nunmehr
drei Päpste vorhanden waren, da weder Gregor XII. noch Benedikt XIII.
daran dachten, ihrer Würde zu entsagen; im Gegenteile hatten auch
sie Konzilien berufen, die allerdings resultatlos verliefen. Alexander V.
starb schon im Mai 1410; an seine Stelle setzten seine Kardinäle
ihren Amtsgenossen Balthasar Cossa, der unter Alexander fast allmächtig
gewesen war, einen Mann von sehr dunkler Vergangenheit und sehr
zweifelhastem Charakter. Er nannte sich Johann XXIII und hinter-
ließ ein so übles Andenken in der Kirche, daß sich nach ihm kein Papst
wieder den Namen Johann gewählt hat. Die Spaltung der Kirche
war für die nach Ruprechts Tode notwendig gewordene neue Königs-
wahl von Bedeutung. Von den rheinischen Kurfürsten nämlich waren
Johann von Mainz und Friedrich von Köln Anhänger Johanns XXIIII.,
Pfalzgraf Ludwig aber, der Sohn Ruprechts, und Erzbischof Werner
von Trier standen auf der Seite Gregors XII. Anfänglich waren
beide Parteien geneigt, Sigismund von Lützelburg, den Ungarnkönig,
zu wählen; nur verlangten sie dafür beide die Anerkennung ihres
Papstes. Da Sigismund, trotzdem er sich dem Pisaner Konzilspapste
angeschlossen hatte, sich mehr der pfälzischen Partei näherte, so traten
der Mainzer und sein Anhang mit Jobst von Mähren in Verhand-
lung. Nachdem Sigismund mit dem Pfälzer und dem Trierer handels-
eins geworden war, erwählten diese beiden und der Burggraf Friedrich
von Nürnberg, der von Sigismund mit der Führung der branden-
burgischen Kurstimme beauftragt war, am 20. September auf dem Kirch-
hofe hinter dem Chor der Bartholomäikirche zu Frankfurt — die Kirche