Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Folgen hatte. Wir meinen die Zeit der Hussitenkriege. König Ruprecht 
war nach einer für das Reich ergebnislosen Regierung am 18. Mai 
1410 auf seinem Schlosse Landskron bei Oppenheim gestorben. Sein 
Widerstand gegen das vorerwähnte zu Pisa zusammengetretene Konzil 
hatte die dort versammelten Kardinäle veranlaßt, Wenzel wieder als 
den einzigen rechtmäßigen König anzuerkennen, womit freilich dessen 
Stellung kaum merklich gekräftigt wurde. Denn auch das Konzil, das 
am 25. März 1409 eröffnet worden war, erfreute sich nicht einer 
allgemeinen Anerkennung. Es hatte den beiden Päpsten, die sich 
damals den Besitz der Tiara streitig machten, den Gehorsam aufgekündigt 
und den frommen und ehrenhaften Peter Philargi, Erzbischof von 
Mailand, als Alexander V. zum Papste gewählt, so daß nunmehr 
drei Päpste vorhanden waren, da weder Gregor XII. noch Benedikt XIII. 
daran dachten, ihrer Würde zu entsagen; im Gegenteile hatten auch 
sie Konzilien berufen, die allerdings resultatlos verliefen. Alexander V. 
starb schon im Mai 1410; an seine Stelle setzten seine Kardinäle 
ihren Amtsgenossen Balthasar Cossa, der unter Alexander fast allmächtig 
gewesen war, einen Mann von sehr dunkler Vergangenheit und sehr 
zweifelhastem Charakter. Er nannte sich Johann XXIII und hinter- 
ließ ein so übles Andenken in der Kirche, daß sich nach ihm kein Papst 
wieder den Namen Johann gewählt hat. Die Spaltung der Kirche 
war für die nach Ruprechts Tode notwendig gewordene neue Königs- 
wahl von Bedeutung. Von den rheinischen Kurfürsten nämlich waren 
Johann von Mainz und Friedrich von Köln Anhänger Johanns XXIIII., 
Pfalzgraf Ludwig aber, der Sohn Ruprechts, und Erzbischof Werner 
von Trier standen auf der Seite Gregors XII. Anfänglich waren 
beide Parteien geneigt, Sigismund von Lützelburg, den Ungarnkönig, 
zu wählen; nur verlangten sie dafür beide die Anerkennung ihres 
Papstes. Da Sigismund, trotzdem er sich dem Pisaner Konzilspapste 
angeschlossen hatte, sich mehr der pfälzischen Partei näherte, so traten 
der Mainzer und sein Anhang mit Jobst von Mähren in Verhand- 
lung. Nachdem Sigismund mit dem Pfälzer und dem Trierer handels- 
eins geworden war, erwählten diese beiden und der Burggraf Friedrich 
von Nürnberg, der von Sigismund mit der Führung der branden- 
burgischen Kurstimme beauftragt war, am 20. September auf dem Kirch- 
hofe hinter dem Chor der Bartholomäikirche zu Frankfurt — die Kirche
	        
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