Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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angesehen werden durfte. Die zu Breslau versammelt gewesenen Fürsten 
leisteten Ferdinand ferner Beistand bei Gewinnung der ungarischen 
Krone. So lag die Wahrscheinlichkeit vor, daß man auch gegenüber 
den Evangelischen zu bindenden Abmachungen gelangt sei. In dieser 
Zeit nun, wahrscheinlich noch vor Ende des Jahres 1527, kam der 
Kanzleiverweser des Herzogs Georg von Sachsen, Otto von Pack, 
nach Cassel zum Landgrafen Philipp, um ihm in einer obschwebenden 
Territorialstreitigkeit mit Nassau rechtlichen Rat zu erteilen. Der 
Landgraf kam dabei auf die umlaufenden Gerüchte von Bündnissen 
der katholischen Fürsten zu sprechen und befragte Pack, was er wohl 
davon wisse. Auf längeres Zureden erklärte Pack, es sei thatsächlich 
ein solches Bündnis abgeschlossen worden und er habe die Urkunde 
dazu selbst gesehen. Gegen eine Belohnung von 10 000 Gulden und 
gegen die Zusage seines Schutzes erhielt nun der Landgraf von Pack 
das Versprechen, daß ihm die Originalurkunde ausgeliefert werden 
sollte. Der Landgraf begab sich im Februar 1528 selbst nach 
Dresden, und hier zeigte ihm Pack zwar nicht die Originalurkunde, 
da diese der Kanzler weggeschlossen habe, wohl aber eine Kopie, die, 
mit dem sächsischen Kanzleisiegel und dem Handsiegel des Herzogs 
versehen, einen Zweifel an ihrem amtlichen Charakter nicht aufkommen 
ließ. Pack ließ den Sekretär des Landgrafen eine Abschrift davon 
nehmen und empfing 4000 Gulden. Nach dieser Urkunde hatten sich 
die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg, die Herzöge von Sachsen 
und Bayern, die Bischöse von Salzburg, Bamberg und Würzburg 
mit dem König Ferdinand dahin verbündet, zunächst den sieben- 
bürgischen Wojwoden Zapolya, der Ferdinand die ungarische Königs- 
krone streitig machte, zu vertreiben, dann den sächsischen Kurfürsten, 
wenn er sich weigere, Luther und seinen Anhang auszuliefern und die 
Ketzerei abzustellen, mit vereinigten Kräften zu bekriegen und seine 
Lande aufzuteilen. Dann sollte der Landgraf daran kommen, wenn 
er nicht Widerruf leiste, und sein Land solle an Herzog Georg fallen. 
Endlich sollte die Stadt Magdeburg, die 1527 in die Acht gethan 
worden war, ihrem Erzbischof wieder unterthan gemacht werden. Bei 
der feindseligen Haltung, die noch eben die Bayernherzöge in der 
böhmischen und ungarischen Frage gegen Ferdinand eingenommen 
hatten, war ein Bündnis zwischen ihnen und Ferdinand nicht eben
	        
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