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wahrscheinlich. Aber solche Bedenken kamen vorerst dem Land-
grafen nicht.
Philipp eilte mit seinem Bundesdokument nach Weimar zum
Kurfürsten Johann und erregte da selbstverständlich nicht geringe Be-
stürzung. Auch Johann zweifelte nicht an der Richtigkeit der That-
sache, noch auch an der Echtheit der Urkunde, und beide schlossen am
9. März 1528 einen Vertrag ab, mit vereinten Kräften den Gegnern
im Angriff zuvorzukommen. Philipp faßte die Sache gleich im großen
Stile auf, indem er eine europäische Frage daraus zu machen bestrebt
war; seine Boten gingen zu Zapolya nach Ungarn und zu Karls V.
altem Gegner Franz von Frankreich; der Krieg sollte zugleich auch
durch Zurückführung des Herzogs Ulrich von Württemberg, der bei
Philipp als Vertriebener eine Zufluchtstätte gefunden hatte, dem
Evangelium in Süddeutschland einen festen monarchischen Mittelpunkt
gewinnen. Außer dem Aufgebot seiner Hessen brachte der Landgraf
noch 4000 Reiter und 140000 Landsknechte auf die Beine, die das
Gebiet des Würzburgers bedrohten.
Inzwischen waren aber dem Kurfürsten allerlei Bedenken auf-
gestiegen, die namentlich durch die Gutachten seiner Theologen vermehrt
wurden. Luther war, wie wir wissen, kein Mann des Schwertes;
er meinte, und hierin hatte er in diesem Falle sicher recht, so ohne
weiteres über Fürsten herzufallen, gezieme sich nicht; man solle
ihnen ihr Vorhaben erst vorhalten, vielleicht könne man sie noch in
Güte davon abbringen. Das leuchtete Johann, dessen Kriegseifer
etwas erkaltet war und der in dem Handel vielmehr eine Gewissens-
als eine politische Sache sah, recht wohl ein; er sandte seinen Sohn,
von dem Rate Wildenfels begleitet, nach Cassel, und so ernstlich bestand
dieser auf des Vaters Ausicht, daß sich Philipp in die Vorschläge
seines Verbündeten fügte. Nur zwang er Mainz, Würzburg und
Bamberg zur Erstattung der ihm aufgelaufenen Kriegskosten. Dem
Schwiegervater aber sandte er das Aktenstück zu, gleichzeitig setzte er
die anderen darin genannten Verbündeten ebenso in Kenntnis.
Nunmehr trat klar zu Tage, daß Philipp das Opfer einer ganz
dreisten Fälschung geworden war, an der sich beinahe ein großer euro-
päischer Krieg entzündet hätte. Um nicht den Verdacht, den Kurfürst
Joachim von Brandenburg ganz offen aussprach, auf sich sitzen zu