Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1141 — 
wahrscheinlich. Aber solche Bedenken kamen vorerst dem Land- 
grafen nicht. 
Philipp eilte mit seinem Bundesdokument nach Weimar zum 
Kurfürsten Johann und erregte da selbstverständlich nicht geringe Be- 
stürzung. Auch Johann zweifelte nicht an der Richtigkeit der That- 
sache, noch auch an der Echtheit der Urkunde, und beide schlossen am 
9. März 1528 einen Vertrag ab, mit vereinten Kräften den Gegnern 
im Angriff zuvorzukommen. Philipp faßte die Sache gleich im großen 
Stile auf, indem er eine europäische Frage daraus zu machen bestrebt 
war; seine Boten gingen zu Zapolya nach Ungarn und zu Karls V. 
altem Gegner Franz von Frankreich; der Krieg sollte zugleich auch 
durch Zurückführung des Herzogs Ulrich von Württemberg, der bei 
Philipp als Vertriebener eine Zufluchtstätte gefunden hatte, dem 
Evangelium in Süddeutschland einen festen monarchischen Mittelpunkt 
gewinnen. Außer dem Aufgebot seiner Hessen brachte der Landgraf 
noch 4000 Reiter und 140000 Landsknechte auf die Beine, die das 
Gebiet des Würzburgers bedrohten. 
Inzwischen waren aber dem Kurfürsten allerlei Bedenken auf- 
gestiegen, die namentlich durch die Gutachten seiner Theologen vermehrt 
wurden. Luther war, wie wir wissen, kein Mann des Schwertes; 
er meinte, und hierin hatte er in diesem Falle sicher recht, so ohne 
weiteres über Fürsten herzufallen, gezieme sich nicht; man solle 
ihnen ihr Vorhaben erst vorhalten, vielleicht könne man sie noch in 
Güte davon abbringen. Das leuchtete Johann, dessen Kriegseifer 
etwas erkaltet war und der in dem Handel vielmehr eine Gewissens- 
als eine politische Sache sah, recht wohl ein; er sandte seinen Sohn, 
von dem Rate Wildenfels begleitet, nach Cassel, und so ernstlich bestand 
dieser auf des Vaters Ausicht, daß sich Philipp in die Vorschläge 
seines Verbündeten fügte. Nur zwang er Mainz, Würzburg und 
Bamberg zur Erstattung der ihm aufgelaufenen Kriegskosten. Dem 
Schwiegervater aber sandte er das Aktenstück zu, gleichzeitig setzte er 
die anderen darin genannten Verbündeten ebenso in Kenntnis. 
Nunmehr trat klar zu Tage, daß Philipp das Opfer einer ganz 
dreisten Fälschung geworden war, an der sich beinahe ein großer euro- 
päischer Krieg entzündet hätte. Um nicht den Verdacht, den Kurfürst 
Joachim von Brandenburg ganz offen aussprach, auf sich sitzen zu
	        
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