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also zum Beschlusse erhoben. Darauf gaben die evangelischen Stände
sofort eine vorher schon verabredete Protestation zu Prokokoll, nach
der ihre Partei nunmehr den Namen der Protestanten erhielt; sie
ward am folgenden Tage noch mit einer ausführlicheren Begründung
versehen, am 25. April bekannt gegeben und gleichzeitig eine Appellation
an den zur Zeit in Italien weilenden Kaiser und an das kommende
Konzil ausgefertigt. Die protestierenden Fürsten waren Kursachsen
und Hessen, Markgraf Georg von Brandenburg-Jägerndorf, Fürst
Wolfgang von Anhalt, die Herzöge Ernst und Franz von Braunschweig-
Lüneburg durch ihren Bevollmächtigten. Ihnen schlossen sich vierzehn
Reichsstädte an von ziemlich ungleicher Bedeutung: Straßburg, Nürn-
berg, Ulm, Lindau, Konstanz finden sich darunter, aber auch Jsny,
St. Gallen, Windsheim. Die an den Kaiser von den Protestierenden
abgeordnete Gesandtschaft traf ihn in Piacenza, wurde jedoch hart von
ihm angelassen unter drohenden Außerungen gegen die Evangelischen,
ja eine Zeit lang gefangen gehalten.
So war denn der engsie Zusammenschluß aller Anhänger des
Evangeliums, nicht nur der Lutheraner unter sich, die höchste Not-
wendigkeit. Philipp von Hessen betrieb ihn mit allem Eifer. Der
Zutritt von Straßburg und Ulm zur Protestation, in welchen beiden
Städten die Zwinglische Richtung überwog, war sein Werk; am
22. April wurde zwischen Kursachsen, Hessen, Straßburg, Ulm und
Nürnberg ein geheimes Verständnis geschlossen, daß man sich gegen
jeden Angriff, sei es des Kaisers oder des Kammergerichts oder des
Reichsregimentes, gemeinsam zur Wehr setzen wollte. Aber solchem
Beginnen sah Luther mit Mißtrauen und Mißbilligung zu. Für ihn
war, seit der bekannte, früher schon bei Gelegenheit von Karlstadts
Schicksalen erwähnte Abendmahlsstreit ausgebrochen war, die Anhänger-
schaft an Zwingli fast noch gefährlicher als das ganze Papsttum; und
mißbilligend gewahrte er, dem jeder politische Blick abging, daß das
Treiben des Landgrafen auf direkte Auflehnung gegen die kaiserliche
Gewalt hinanslief. So kam auf einer Zusammenkunft zu Rodach in
Franken, wo sich die Verbündeten vom 22. April zu näherer Verein-
barung trafen, infolge der Zurückhaltung der Gesandten des sächsischen
Kurfürsten nichts von Bedeutung heraus; es war vergebliche Mühe
Philipps, den Kurfürsten umzustimmen. Er war es dann, der das