Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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zurück. So konnte natürlich auch keine politische Einigung stattfinden. 
Im Gegenteil gelobten sich unter Luthers persönlichem Einfluß auf 
einer Zusammenkunft in Schleiz der Kurfürst und Markgraf Georg 
von Brandenburg, niemanden in ein Bündnis aufzunehmen, der auch 
nur in dem einen oder anderen Punkte von ihrem dort schon vorher 
genau formulierten Bekenntnisse abwiche. Als diese schleizer Arikel 
am 15. Oktober 1529 zu Schwabach den süddeutschen Städten vor- 
gelegt wurden, entschuldigten sich die Abgeordneten von Ulm und 
Straßburg mit mangelnder Instruktion. Diese von nun an meist 
Schwabacher genannten siebzehn Artikel waren dann auch die Ur- 
sache des Mißerfolges von Schmalkalden, wo man sich, statt am 
13. Dezember, schon am 29. November zusammenfand wegen des so 
äußerst bedrohlichen Berichtes der aus Italien vom Kaiser zurück- 
kehrenden Gesandten. Und als man dann zu Nürnberg am 6. Ja- 
nuar 1530 zusammenkam und nur die kamen und kommen sollten, 
die die Artikel annehmen wollten, so hinderte wieder die Bedenklichkeit 
des Kurfürsten und seiner Theologen den Abschluß eines gegen den 
Kaiser gerichteten Bündnisses. Es wäre ja gerade so, erklärte Luther, 
als wenn der torgauer Bürgermeister seine Bürger gegebenenfalls 
wider den Kurfürsten in Schutz nehmen wolle. Auf den Türken wies 
er hin als den großen gemeinsamen Feind, und gegen ihn führte auch 
der sächsische Kurprinz eine sächsische Abteilung, obgleich der Sultan 
Soliman schon am 15. Oktober 1529 von Wien nach hoffnungsloser 
Aufgabe der Belagerung abgezogen war. 
Freilich war damit die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten für 
das Frühjahr 1530 nicht ausgeschlossen, und wenn auch der Kaiser 
bei Gelegenheit seiner Krönung zu Bologna am 24. Februar 1530 mit 
dem Papst Clemens VII. sich völlig ausgesöhnt und ihm die Rück- 
führung der Ketzer versprochen hatte, so brauchte er doch die Hilfe der 
gesamten Stände, und — mit einem Blick auf Frankreich — nach 
außen nicht das Bild eines zerrissenen Reiches. Auch hätte er gern 
die Wahl seines Bruders Ferdinand zum römischen König durchgebracht; 
mag auch sein, daß die Ratschläge seines welterfahrenen Großkanzlers 
Mercurio Gattinara, der zwar soeben den Kardinalshut erlangt hatte, 
aber für einen versöhnlichen Mann galt, leider aber zu Innsbruck kurz 
vor dem Reichstag verstarb, auf den Kaiser eingewirkt haben; jeden-
	        
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