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zurück. So konnte natürlich auch keine politische Einigung stattfinden.
Im Gegenteil gelobten sich unter Luthers persönlichem Einfluß auf
einer Zusammenkunft in Schleiz der Kurfürst und Markgraf Georg
von Brandenburg, niemanden in ein Bündnis aufzunehmen, der auch
nur in dem einen oder anderen Punkte von ihrem dort schon vorher
genau formulierten Bekenntnisse abwiche. Als diese schleizer Arikel
am 15. Oktober 1529 zu Schwabach den süddeutschen Städten vor-
gelegt wurden, entschuldigten sich die Abgeordneten von Ulm und
Straßburg mit mangelnder Instruktion. Diese von nun an meist
Schwabacher genannten siebzehn Artikel waren dann auch die Ur-
sache des Mißerfolges von Schmalkalden, wo man sich, statt am
13. Dezember, schon am 29. November zusammenfand wegen des so
äußerst bedrohlichen Berichtes der aus Italien vom Kaiser zurück-
kehrenden Gesandten. Und als man dann zu Nürnberg am 6. Ja-
nuar 1530 zusammenkam und nur die kamen und kommen sollten,
die die Artikel annehmen wollten, so hinderte wieder die Bedenklichkeit
des Kurfürsten und seiner Theologen den Abschluß eines gegen den
Kaiser gerichteten Bündnisses. Es wäre ja gerade so, erklärte Luther,
als wenn der torgauer Bürgermeister seine Bürger gegebenenfalls
wider den Kurfürsten in Schutz nehmen wolle. Auf den Türken wies
er hin als den großen gemeinsamen Feind, und gegen ihn führte auch
der sächsische Kurprinz eine sächsische Abteilung, obgleich der Sultan
Soliman schon am 15. Oktober 1529 von Wien nach hoffnungsloser
Aufgabe der Belagerung abgezogen war.
Freilich war damit die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten für
das Frühjahr 1530 nicht ausgeschlossen, und wenn auch der Kaiser
bei Gelegenheit seiner Krönung zu Bologna am 24. Februar 1530 mit
dem Papst Clemens VII. sich völlig ausgesöhnt und ihm die Rück-
führung der Ketzer versprochen hatte, so brauchte er doch die Hilfe der
gesamten Stände, und — mit einem Blick auf Frankreich — nach
außen nicht das Bild eines zerrissenen Reiches. Auch hätte er gern
die Wahl seines Bruders Ferdinand zum römischen König durchgebracht;
mag auch sein, daß die Ratschläge seines welterfahrenen Großkanzlers
Mercurio Gattinara, der zwar soeben den Kardinalshut erlangt hatte,
aber für einen versöhnlichen Mann galt, leider aber zu Innsbruck kurz
vor dem Reichstag verstarb, auf den Kaiser eingewirkt haben; jeden-