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lediglich Philipp von Hessen verdankte, Dauer und Konsequenz gehabt,
so würde ohne Zweifel aus den nun kommenden Verwickelungen ein
eben so politisch wie religiös geeintes Deutschland hervorgegangen
sein. Zunächst aber hinderte Sachsens allzu weit getriebene Loyalität,
aus der Verlegenheit des Kaisers den Türken gegenüber Kapital zu
schlagen; während der Kaiser schon fürchtete, daß die Schmalkalder sich
auf die Seite des Sultans stellen würden, waren zu seinem hellen
Staunen Sachsen und Ulm ganz energisch gewillt, ihm die Türken-
folge zu leisten. — Nach manchen Vorverhandlungen, zu denen der
von den Schmalkaldern nicht besuchte Reichstag zu Regensburg gehört,
wurde endlich am 23. Juli 1532 auf dem Reichstage zu Nürnberg
der nach dieser Stadt benannte Religionsfriede abgeschlossen. Bis zu
einem allgemeinen Konzil, das der Kaiser binnen Jahresfrist zu Wege
zu bringen meinte, sonst bis zum nächsten Reichstag, sollte zwischen
dem Kaiser und allen Ständen des Reichs Friede gehalten werden
und sollten alle beim Reichskammergericht gegen Sachsen und dessen
„Mitverwandte“ in Religionssachen anhängigen Prozesse suspendiert
werden. In diesen Frieden sollten laut den vorangegangenen Ver-
handlungen zu Schweinfurt nur die namentlich bezeichneten „Mit-
verwandten“ Sachsens einbezogen werden, d. h. es handelte sich um
den Ausschluß der Schweizer und aller anderen noch etwa zur Auf-
nahme sich meldenden Gemeinwesen. Auch sollte von der Nieder-
schlagung jener Prozesse nicht offiziell im Reichstagsabschiede ge-
sprochen werden, um die Katholischen nicht „unlustig“ zu machen.
Wohl war dies ein Erfolg der Protestanten; aber es war doch auch
nur ein halber Frieden, auf Zeit, mit Klauseln, so daß Philipp
von Hessen ganz recht hatte, wenn er sich wochenlang sperrte, zu
unterschreiben.
Wenige Wochen nach jenem Frieden starb plötzlich, 64 Jahre alt,
Kurfürst Johann der Beständige auf dem Schlosse zu Schweinitz am
16. August 1532. Wohl hatte er sich seinen Beinamen verdient durch
sein unerschütterliches Festhalten am evangelischen Glauben. Ihm wie
seinem Nachfolger war es eine Herzenssache darum. Aus der heiligen
Schrift ließ er sich täglich stundenlang vorlesen, Luthers Katechismus
schrieb er sich selbst ab, um ihn sich recht eigen zu machen, und
Lewöhnlich schrieb er auch die Predigten nach, die er hörte. Als