Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Aber trotzdem kam es bald zu einem großen Argernis und zu Kon- 
flikten. Johann X XIII. beabsichtigte gegen den König Ladislaus von 
Neapel Krieg zu führen und ließ allen, die zu diesem „Kreuzzuge“, 
wie er sein Unternehmen zu bezeichnen beliebte, beitragen würden, 
durch Kommissarien einen besonderen Ablaß verkünden. Als nun auch 
in Prag zu solchem Zwecke der Dechant von Passau erschien, erklärten 
Hus und seine Anhänger solchen Ablaß für wirkungslos und warnten 
die Menge, dafür ihr Geld auszugeben. Es gab tumultuarische Szenen 
und als auf Befehl Wenzels der Magistrat eingriff und drei junge 
Handwerker hinrichten ließ, da wuchs die Aufregung und mit ihr der 
Haß gegen die Deutschen, die in der Stadtverwaltung noch das Uber- 
gewicht hatten, namentlich da Hus nicht müde wurde zu erklären, alle 
Angriffe auf ihn und seine Lehre und die Citation nach Rom ginge 
nur von den ihm feindselig gesinnten Deutschen aus. Im Juli 1412 
sprach Johann XX III. den großen Kirchenbann über Hus aus und 
verhängte über die Stadt Prag das Interdikt; Hus sollte verhaftet, 
die Bethlehemskapelle niedergerissen werden; wer von seinen Anhängern 
binnen 30 Tagen nicht widerrufe, habe dasfelbe Schicksal zu gewärtigen. 
Das wirkte, indem eine Anzahl vorsichtigerer Leute sich von Hus 
abwandte; auch Wenzel wurde schwankend und ersuchte Hus, Prag 
wenigstens auf eine kurze Zeit zu verlassen. So schied dieser im 
Dezember 1412 von der Hauptstadt, nachdem er feierlich an ein all- 
gemeines Konzil und an Christus als obersten Richter appelliert hatte, 
und begab sich nach dem Süden des Landes, auf die Burg der Herren 
von Austie. 
Für den hochfliegenden Sinn des neuen Herrschers über das 
Reich, dem freilich Ausdauer und konsequente Thatkraft völlig abgingen, 
schien es eine wenn auch schwierige so doch glänzende Aufgabe, die 
Lösung so vieler die Kirche zerstörenden Konflikte herbeizuführen. Ein 
allgemeines Konzil deuchte ihm hierfür als das beste Mittel. Als 
er gelegentlich eines allerdings mißglückten kriegerischen Unternehmens 
gegen Venedig im Frühjahre 1413 in Italien weilte, zwang er den 
durch König Ladislaus von Neapel hart bedrängten Johann XXIII, 
der nur bei ihm Hilfe finden konnte, dazu, ein Konzil zu berufen, 
als dessen Ort er dann mit Johanns Abgesandten im Oktober 1413 
Konstanz oder Kostnitz am Bodensee ausmachte, nicht ohne bei ihnen
	        
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