Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Auch hatte er Gelegenheit, sich in die politischen Händel einzuarbeiten, 
so in der Packschen Angelegenheit und dann in den verschiedentlichen 
Bündnisversuchen, die dann schließlich in den schmalkaldischen Bund 
ausliefen. Hierbei kam er zumeist mit Philipp von Hessen in Be- 
rührung. Leider aber entwickelte sich dadurch nicht jene Freundschaft, 
die durch die Natur der Sache geboten gewesen wäre, obgleich Philipp 
doch nur um ein Jahr jünger war. Abgesehen davon, daß die 
Wittenberger immer ein gewisses Vorurteil gegen den „Makedonier“ 
hatten, waren die Persönlichkeiten an sich zu verschieden. Gegenüber 
dem leicht beweglichen, fast zierlich zu nennenden Landgrafen mit dem 
ebenso beweglichen, die Dinge rasch überschauenden Geiste und einer 
nicht immer einwandfreien Gewissenhaftigkeit stand der schon in jungen 
Jahren überstarke, nachher fast unförmlich gewordene Obersachse mit 
seiner vom Vater ererbten Bedächtigkeit und Beschränktheit in den 
Dingen, wo sich Politik und Religion vermengten, wie das ja nun- 
mehr fast ausnahmslos der Fall war, oft genug nicht auf dem 
richtigen Punkte. Dazu kam eine schlecht verhehlte Eifersucht auf 
die zweifellos hervorragendere Bedeutung des Landgrafen und ein 
eigensinniges Festhalten an einer einmal gefaßten Meinung, selbst 
wenn er sie selbst als falsch erkannt hatte. Leute, die ihn darin 
bestärkten, hatten sein Ohr und seine Gunst, und das hat wohl 
auch der Vater erkannt, da er in seinem Testament sich äußerte: 
„Gott wird seine Lieb behüten, daß sie nicht von teuflischen Räten 
verführt werde.“ In solcher Beanlagung wurzelte zum Teile die 
dem Fürsten sonst alle Ehre machende kaisertreue Gesinnung, die 
freilich mitunter die Grenzen der Kindlichkeit erreichte. Die Liebe 
zu einem tüchtigen Trunk ist wohl auch nicht immer für das Ver- 
ständnis der äußeren Politik fördersam gewesen. So schreibt einmal 
der Landgraf an seinen Schützling und Freund Ulrich von Württem- 
berg: „Ich hab sehr hart getrunken zu Weimar, aber den Platz behalten 
hab allein den Kurfürsten hinweggetrunken, daß er vor mir mit 
Not zur Tür müssen gehen und speien. Item, hab aber recht büßt 
drum, daß ich noch nit gesund, sondern all krank.“ — Aber sonst war 
er, hierin wieder ein Gegenstück des Hessen, eine sittenreine Natur 
aus seinem Munde ging, ganz im Widerspiel zu der freieren Art der 
Zeit, kein unzüchtiges Wort, ebensowenig ein unwahres, und wie er
	        
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