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Auch hatte er Gelegenheit, sich in die politischen Händel einzuarbeiten,
so in der Packschen Angelegenheit und dann in den verschiedentlichen
Bündnisversuchen, die dann schließlich in den schmalkaldischen Bund
ausliefen. Hierbei kam er zumeist mit Philipp von Hessen in Be-
rührung. Leider aber entwickelte sich dadurch nicht jene Freundschaft,
die durch die Natur der Sache geboten gewesen wäre, obgleich Philipp
doch nur um ein Jahr jünger war. Abgesehen davon, daß die
Wittenberger immer ein gewisses Vorurteil gegen den „Makedonier“
hatten, waren die Persönlichkeiten an sich zu verschieden. Gegenüber
dem leicht beweglichen, fast zierlich zu nennenden Landgrafen mit dem
ebenso beweglichen, die Dinge rasch überschauenden Geiste und einer
nicht immer einwandfreien Gewissenhaftigkeit stand der schon in jungen
Jahren überstarke, nachher fast unförmlich gewordene Obersachse mit
seiner vom Vater ererbten Bedächtigkeit und Beschränktheit in den
Dingen, wo sich Politik und Religion vermengten, wie das ja nun-
mehr fast ausnahmslos der Fall war, oft genug nicht auf dem
richtigen Punkte. Dazu kam eine schlecht verhehlte Eifersucht auf
die zweifellos hervorragendere Bedeutung des Landgrafen und ein
eigensinniges Festhalten an einer einmal gefaßten Meinung, selbst
wenn er sie selbst als falsch erkannt hatte. Leute, die ihn darin
bestärkten, hatten sein Ohr und seine Gunst, und das hat wohl
auch der Vater erkannt, da er in seinem Testament sich äußerte:
„Gott wird seine Lieb behüten, daß sie nicht von teuflischen Räten
verführt werde.“ In solcher Beanlagung wurzelte zum Teile die
dem Fürsten sonst alle Ehre machende kaisertreue Gesinnung, die
freilich mitunter die Grenzen der Kindlichkeit erreichte. Die Liebe
zu einem tüchtigen Trunk ist wohl auch nicht immer für das Ver-
ständnis der äußeren Politik fördersam gewesen. So schreibt einmal
der Landgraf an seinen Schützling und Freund Ulrich von Württem-
berg: „Ich hab sehr hart getrunken zu Weimar, aber den Platz behalten
hab allein den Kurfürsten hinweggetrunken, daß er vor mir mit
Not zur Tür müssen gehen und speien. Item, hab aber recht büßt
drum, daß ich noch nit gesund, sondern all krank.“ — Aber sonst war
er, hierin wieder ein Gegenstück des Hessen, eine sittenreine Natur
aus seinem Munde ging, ganz im Widerspiel zu der freieren Art der
Zeit, kein unzüchtiges Wort, ebensowenig ein unwahres, und wie er