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zu Kadan in Böhmen. Gemäß diesem überließ Ferdinand Württemberg
an Ulrich, freilich als ein österreichisches Lehen, nicht als reichs=
unmittelbares Herzogtum; er hätte auch gewünscht, daß in der Religion
keine Neuerungen vorgenommen würden. Damit drang er aber nicht
durch, dank dem energischen Widerspruche Johann Friedrichs. Eine
bedingte Anerkennung von Ferdinands Königstum einerseits und eine
definitive Abstellung der Prozesse des Reichskammergerichts gegen die
Protestanten anderseits war die weitere Folge dieses glücklichen Unter-
nehmens des energischen Hessen; ingleichen erhielt nun Johann Friedrich
die schon erwähnte Belehnung mit seinen Landen.
Die von Ferdinand bei dieser Gelegenheit gezeigte Liebenswürdig-
keit hat nicht verfehlt, auf den Kurfürsten Eindruck zu machen. Er
war zu harmlos, um die Ursachen zu solchem Benehmen in der Zwangs-
lage der Habsburgischen Brüder gegenüber dem Sultan, dem König
von Frankreich und dem Papste zu suchen, seit 13. Oktober 1534
Paul III. aus dem Hause Farnese. Außerdem wollte Karl V. für sein
Unternehmen gegen die Barbaresken von Tunis sich den Rücken frei-
halten. Der Kurfürst stellte sich sogar der Konzilsfrage günstig und
versprach für seine Person dem päpstlichen Gesandten Vergerius die
Beschickung eines solchen. Bei dieser Veranlassung hatte der pöpstliche
Legat — wie sich doch seit 1518 die Zeiten geändert hatten! — Luther
und Bugenhagen bei sich zu Tisch, und Luther ließ sich die Gelegenheit
nicht nehmen, den römischen Herren weidlich zu ärgern. Auch Kaiser
Karl näherte sich dem Kurfürsten, indem er ihm durch Vermittelung seiner
Schwester Maria ein Bündnis antragen ließ, das jedoch Johann Friedrich
höflich ablehnte. Immerhin schien Grund genug vorhanden zu einer
erneuten Verständigung der Schmalkalder, die am 6. Dezember 1535
in der alten Bundesstadt erfolgte. So viel hatte die kaiserliche Politik
aber doch erreicht, daß man auf ein förmliches Bündnis, das Frankreich
und England beantragten, nicht einging. Aber man beschloß, entgegen
den Bestimmungen von Nürnberg, in den Bund alle außzunehmen,
die darum nachsuchen würden und sich zur augsburger Konfession
halten wollten. Auch wurde die Haltung eines Heeres von 10 000 Mann
zu Fuß und 2000 zu Pferd auf gemeinsame Kosten beschlossen, und
dies alles auf einem Tage zu Frankfurt im April 1536 wiederhol.
Was jedoch Johann Friedrich in seiner Gutmütigkeit verheißen, nämlich