Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1164 — 
zu Kadan in Böhmen. Gemäß diesem überließ Ferdinand Württemberg 
an Ulrich, freilich als ein österreichisches Lehen, nicht als reichs= 
unmittelbares Herzogtum; er hätte auch gewünscht, daß in der Religion 
keine Neuerungen vorgenommen würden. Damit drang er aber nicht 
durch, dank dem energischen Widerspruche Johann Friedrichs. Eine 
bedingte Anerkennung von Ferdinands Königstum einerseits und eine 
definitive Abstellung der Prozesse des Reichskammergerichts gegen die 
Protestanten anderseits war die weitere Folge dieses glücklichen Unter- 
nehmens des energischen Hessen; ingleichen erhielt nun Johann Friedrich 
die schon erwähnte Belehnung mit seinen Landen. 
Die von Ferdinand bei dieser Gelegenheit gezeigte Liebenswürdig- 
keit hat nicht verfehlt, auf den Kurfürsten Eindruck zu machen. Er 
war zu harmlos, um die Ursachen zu solchem Benehmen in der Zwangs- 
lage der Habsburgischen Brüder gegenüber dem Sultan, dem König 
von Frankreich und dem Papste zu suchen, seit 13. Oktober 1534 
Paul III. aus dem Hause Farnese. Außerdem wollte Karl V. für sein 
Unternehmen gegen die Barbaresken von Tunis sich den Rücken frei- 
halten. Der Kurfürst stellte sich sogar der Konzilsfrage günstig und 
versprach für seine Person dem päpstlichen Gesandten Vergerius die 
Beschickung eines solchen. Bei dieser Veranlassung hatte der pöpstliche 
Legat — wie sich doch seit 1518 die Zeiten geändert hatten! — Luther 
und Bugenhagen bei sich zu Tisch, und Luther ließ sich die Gelegenheit 
nicht nehmen, den römischen Herren weidlich zu ärgern. Auch Kaiser 
Karl näherte sich dem Kurfürsten, indem er ihm durch Vermittelung seiner 
Schwester Maria ein Bündnis antragen ließ, das jedoch Johann Friedrich 
höflich ablehnte. Immerhin schien Grund genug vorhanden zu einer 
erneuten Verständigung der Schmalkalder, die am 6. Dezember 1535 
in der alten Bundesstadt erfolgte. So viel hatte die kaiserliche Politik 
aber doch erreicht, daß man auf ein förmliches Bündnis, das Frankreich 
und England beantragten, nicht einging. Aber man beschloß, entgegen 
den Bestimmungen von Nürnberg, in den Bund alle außzunehmen, 
die darum nachsuchen würden und sich zur augsburger Konfession 
halten wollten. Auch wurde die Haltung eines Heeres von 10 000 Mann 
zu Fuß und 2000 zu Pferd auf gemeinsame Kosten beschlossen, und 
dies alles auf einem Tage zu Frankfurt im April 1536 wiederhol. 
Was jedoch Johann Friedrich in seiner Gutmütigkeit verheißen, nämlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.