Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1167 — 
arbeitete. Er brachte im Juni 1538 zu Nürnberg den sogenannten 
heiligen Bund oder die christliche Einigung zu Wege unter den Erz- 
bischöfen von Mainz und Salzburg, den nun wieder nach Umschlag 
ihrer Hoffnungen zum Erzhause zurückgekehrten Herzögen von Bayern, 
Erich dem Alteren und Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig, 
dem König Ferdinand und endlich Georg von Sachsen. Aber gerade 
Georg von Sachsen, auf dessen Beihilfe der Bund gegen den Kurfürsten 
am meisten zu zählen hatte und dem in seinem Schatze für den Ver- 
nichtungskrieg gegen die Protestanten 60 000 Dukaten aufgespeichert 
lagen, starb am 17. April 1539, und ohne große Schwierigkeiten zu 
finden, nahm sein protestantischer Bruder, Heinrich von Freiberg, als- 
bald Besitz von den Landen Georgs und führte da die Reformation ein. 
Am ersten Pfingstfeiertage, dem 25. Mai 1539, hat Luther in der 
Thomaskirche zu Leipzig am Nachmittage über Apostelgeschichte 2, 1 
gepredigt, nachdem schon am Vormittage Paul Lindenau aus Freiberg 
ebenda, Myconius in der Nicolaikirche und Justus Jonas in der 
Kirche des Nonnenklosters vor dem Petersthor das neue Evangelium 
verkündet hatten. Die erneut andrängende Türkengefahr machte vollends 
die Hetzpolitik Helds überflüssig, und so kam am 19. April 1539 zu 
Frankfurt der sogenaunte „friedliche Anstand“ zum Abschluß, der auf 
fünfzehn Monate berechnet war und Gelegenheit geben sollte zu einer 
friedlichen Vereinbarung durch einen aus Theologen und Laien be- 
stehenden Ausschuß. Johann Friedrich und Philipp von Hessen 
hatten persönlich an diesem Abkommen mitgearbeitet. Um so unan- 
genehmer waren sie überrascht, wie vorher der Papst durch den „fried- 
lichen Anstand“ selbst, als der Kaiser seine Genehmigung versagte und 
von Toledo aus, denn er war wieder einmal abwesend vom Reiche, 
den nürnberger Heiligen Bund guthieß. Offenbar war er von der 
angenblicklichen Lage in Deutschland nicht unterrichtet, konnte es auch 
in den wichtigsten Punkten nicht sein. Und nun kam noch eine ganz 
besonders für ihn ungünstige Wendung. Karl von Geldern war 
1538 gestorben, und nach dem 1539 erfolgten Tode seines Vaters 
nahm Herzog Wilhelm von Cleve, der Schwager des sächsischen Kur- 
fürsten, kraft Erbvertrags auch von den geldernschen Landen Besitz, 
und da dieser der Reformation zuneigte, so ging auch dieser bedeutende 
Länderkomplex dem Katholizismus verloren, wenn die Häupter des
	        
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