Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1171 — 
Felde zu ziehen, die Nachfolge Ferdinands im Reiche anzuerkennen 
und bei seinen Verbündeten durchzusetzen. Genau besehen, war mit 
dieser Abmachung der Bund gesprengt; der damals sehr wahrscheinliche 
Sieg des Protestantismus in Deutschland war in eine Niederlage 
umgewandelt. 
Der Kaiser hatte alle Ursache, sich zu dieser Wendung Glück 
zu wünschen; begann sich doch nun erst die Möglichkeit zu gestalten, den 
sächsischen Kurfürsten aus dem Sattel zu heben, der damals gerade 
die katholische Partei und den Kaiser schwer reizte. Zunächst hatten 
es seine Bevollmächtigten zu Regensburg durchgesetzt, daß weder ein 
bayrischer Herzog, noch der katholische Heinrich von Braunschweig, 
sondern ein protestantischer Fürst, Joachim von Brandenburg, zum 
Oberbefehlshaber des Türkenheeres vom Kaiser ernannt wurde. Dann 
aber that er einen Schritt, der den Riß zwischen ihm und dem Kaiser 
ohne Not erweiterte und vor allem sich nicht rechtlich begründen ließ. 
Am 6. Januar 1541 war Pfalzgraf Philipp gestorben, zugleich Bischof 
von Freisingen, seit 1520 aber auch Administrator des Bistums 
Naumburg-Zeitz. Er war sehr selten nach Naumburg gekommen, 
und seine Abwesenheit hatte das Eindringen der Reformation gefördert. 
Von einer öffentlichen Einführung der neuen Lehre konnte aber so lange 
keine Rede sein, als das Domkopitel einer solchen sich widersetzte. So 
wurde seit 1531 Gottesdienst überhaupt nicht mehr gehalten, bis sich die 
Stadt 1536 von Luther einen Prediger schicken ließ, den der Kurfürst unter 
seinen Schutz nahm. Diesen Prediger, mit Namen Medler, wollte nun 
der Kurfürst nach dem Tode des Freisingers zum Bischof machen mit 
einem Gehalt von 1000 Gulden; den Domherren aber sollten ihre Ein- 
künfte bleiben; die sonstigen Erträgnisse des Stistes wurden für fromme 
Zwecke bestimmt. Kurfürstliche Kommissarien wurden abgeordnet, um 
dementsprechend zu verfahren. Ehe diese aber ankamen, trat das 
Kapitel am 19. Januar 1541 zusammen und wählte den Dom- 
propst von Zeitz, also einen aus ihrer Mitte, Julius Pflugk, einen 
streng katholischen Mann, aber als Anhänger des Erasmus von 
Rotterdam fein gebildet und Verbesserungen keineswegs abgeneigt. Die 
kurfürstlichen Kommissarien protestierten dagegen, und der Kurfürst 
setzte, entgegen den Vorstellungen seiner Räte, namentlich des bedeu- 
tenden Melchior von Ossa und Brücks, Nicolaus von Amsdorw, einen 
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