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Felde zu ziehen, die Nachfolge Ferdinands im Reiche anzuerkennen
und bei seinen Verbündeten durchzusetzen. Genau besehen, war mit
dieser Abmachung der Bund gesprengt; der damals sehr wahrscheinliche
Sieg des Protestantismus in Deutschland war in eine Niederlage
umgewandelt.
Der Kaiser hatte alle Ursache, sich zu dieser Wendung Glück
zu wünschen; begann sich doch nun erst die Möglichkeit zu gestalten, den
sächsischen Kurfürsten aus dem Sattel zu heben, der damals gerade
die katholische Partei und den Kaiser schwer reizte. Zunächst hatten
es seine Bevollmächtigten zu Regensburg durchgesetzt, daß weder ein
bayrischer Herzog, noch der katholische Heinrich von Braunschweig,
sondern ein protestantischer Fürst, Joachim von Brandenburg, zum
Oberbefehlshaber des Türkenheeres vom Kaiser ernannt wurde. Dann
aber that er einen Schritt, der den Riß zwischen ihm und dem Kaiser
ohne Not erweiterte und vor allem sich nicht rechtlich begründen ließ.
Am 6. Januar 1541 war Pfalzgraf Philipp gestorben, zugleich Bischof
von Freisingen, seit 1520 aber auch Administrator des Bistums
Naumburg-Zeitz. Er war sehr selten nach Naumburg gekommen,
und seine Abwesenheit hatte das Eindringen der Reformation gefördert.
Von einer öffentlichen Einführung der neuen Lehre konnte aber so lange
keine Rede sein, als das Domkopitel einer solchen sich widersetzte. So
wurde seit 1531 Gottesdienst überhaupt nicht mehr gehalten, bis sich die
Stadt 1536 von Luther einen Prediger schicken ließ, den der Kurfürst unter
seinen Schutz nahm. Diesen Prediger, mit Namen Medler, wollte nun
der Kurfürst nach dem Tode des Freisingers zum Bischof machen mit
einem Gehalt von 1000 Gulden; den Domherren aber sollten ihre Ein-
künfte bleiben; die sonstigen Erträgnisse des Stistes wurden für fromme
Zwecke bestimmt. Kurfürstliche Kommissarien wurden abgeordnet, um
dementsprechend zu verfahren. Ehe diese aber ankamen, trat das
Kapitel am 19. Januar 1541 zusammen und wählte den Dom-
propst von Zeitz, also einen aus ihrer Mitte, Julius Pflugk, einen
streng katholischen Mann, aber als Anhänger des Erasmus von
Rotterdam fein gebildet und Verbesserungen keineswegs abgeneigt. Die
kurfürstlichen Kommissarien protestierten dagegen, und der Kurfürst
setzte, entgegen den Vorstellungen seiner Räte, namentlich des bedeu-
tenden Melchior von Ossa und Brücks, Nicolaus von Amsdorw, einen
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