Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Vermögenseinziehung oder Gefängnis. Luther, der dem Handel anfangs 
ablehnend gegenübergestanden und dann als Kompromißkandidaten 
den trefflichen Georg von Anhalt empfohlen hatte, vollzog selbst an 
dem Freunde die Weihe „ohne allen Chrysam, auch ohne Butter, 
Schmalz, Speck, Teer, Schmeer, Weihrauch, Kohlen und was derselben 
Heiligkeit mehr ist“. Einen guten Eindruck machte das rechtlose Ein- 
greifen des Kurfürsten keinesfalls; nur konnte sich niemand der Ent- 
rechteten annehmen, da der Kaiser noch an den Folgen seines verun- 
glückten Zuges gegen Algier (1541) litt und Ferdinand von der 
Türkennot ganz in Anspruch genommen war. 
Das naumburger Verfahren war nur das Vorspiel zu weiteren 
Leistungen ähnlicher Art. Der Stiftsstadt Wurzen, die zum Hochstifte 
Meißen gehörte, aber nach dem Teilungsvertrag von 1485 unter dem 
Schutze beider Linien stand, legte der Kurfürst einseitig die Türkensteuer 
auf, und als sie im Verein mit dem Bischof von Meißen, Johann VIII. 
von Maltitz, sich dagegen sträubte, besetzte er die Stadt am 22. März 
1542, umgab sie mit Verschanzungen und führte, ohne sich um Wider= 
spruch zu kümmern, die Reformation durch. Widerspruch erhob aber 
namentlich der junge Herzog von Sachsen, der am 21. März 1521, 
also in den Tagen des wormser Reichstages, geborene Moritz, der mit 
dem Tode seines Vaters, Heinrichs des Frommen von Freiberg, am 
18. August 1541 die Herrschaft in den Landen weiland Herzogs Georg 
angetreten hatte. Wenn der Kurfürst meinte, den eben 21 Jahre 
alt gewordenen jungen Vetter meistern zu können, so hatte er sich 
sehr getäuscht. Schon durch die am 21. Januar 1542 abgegebene 
Erklärung, daß er dem schmalkaldischen Bunde nicht beitreten werde, 
hatte er seine selbständige Gesinnung gezeigt, die eigene Wege zu 
wandeln gewillt sei, wie er früher schon, entgegen den Wünschen seines 
Oheims Georg, die Tochter Philipps von Hessen geehelicht hatte. 
Beraten von dem in den inneren wie äußeren Geschäften des Landes 
wohlerfahrenen Christoph von Carlowitz, hatte er schon bei Auferlegung 
der Türkensteuer dem kurfürstlichen Vetter abgeraten; nun durchbrach 
dieser mit Gewalt den grimmaischen Vergleich von 1531, und mit 
Gewalt war Moritz entschlossen, ihm entgegenzutreten. Mit rasch zu- 
sammengezogenen Kriegsvölkern rückte er heran und lagerte bei Oschatz, 
während der Kurfürst seine Truppen bei Grimma sammelte. Ehe man
	        
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