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Vermögenseinziehung oder Gefängnis. Luther, der dem Handel anfangs
ablehnend gegenübergestanden und dann als Kompromißkandidaten
den trefflichen Georg von Anhalt empfohlen hatte, vollzog selbst an
dem Freunde die Weihe „ohne allen Chrysam, auch ohne Butter,
Schmalz, Speck, Teer, Schmeer, Weihrauch, Kohlen und was derselben
Heiligkeit mehr ist“. Einen guten Eindruck machte das rechtlose Ein-
greifen des Kurfürsten keinesfalls; nur konnte sich niemand der Ent-
rechteten annehmen, da der Kaiser noch an den Folgen seines verun-
glückten Zuges gegen Algier (1541) litt und Ferdinand von der
Türkennot ganz in Anspruch genommen war.
Das naumburger Verfahren war nur das Vorspiel zu weiteren
Leistungen ähnlicher Art. Der Stiftsstadt Wurzen, die zum Hochstifte
Meißen gehörte, aber nach dem Teilungsvertrag von 1485 unter dem
Schutze beider Linien stand, legte der Kurfürst einseitig die Türkensteuer
auf, und als sie im Verein mit dem Bischof von Meißen, Johann VIII.
von Maltitz, sich dagegen sträubte, besetzte er die Stadt am 22. März
1542, umgab sie mit Verschanzungen und führte, ohne sich um Wider=
spruch zu kümmern, die Reformation durch. Widerspruch erhob aber
namentlich der junge Herzog von Sachsen, der am 21. März 1521,
also in den Tagen des wormser Reichstages, geborene Moritz, der mit
dem Tode seines Vaters, Heinrichs des Frommen von Freiberg, am
18. August 1541 die Herrschaft in den Landen weiland Herzogs Georg
angetreten hatte. Wenn der Kurfürst meinte, den eben 21 Jahre
alt gewordenen jungen Vetter meistern zu können, so hatte er sich
sehr getäuscht. Schon durch die am 21. Januar 1542 abgegebene
Erklärung, daß er dem schmalkaldischen Bunde nicht beitreten werde,
hatte er seine selbständige Gesinnung gezeigt, die eigene Wege zu
wandeln gewillt sei, wie er früher schon, entgegen den Wünschen seines
Oheims Georg, die Tochter Philipps von Hessen geehelicht hatte.
Beraten von dem in den inneren wie äußeren Geschäften des Landes
wohlerfahrenen Christoph von Carlowitz, hatte er schon bei Auferlegung
der Türkensteuer dem kurfürstlichen Vetter abgeraten; nun durchbrach
dieser mit Gewalt den grimmaischen Vergleich von 1531, und mit
Gewalt war Moritz entschlossen, ihm entgegenzutreten. Mit rasch zu-
sammengezogenen Kriegsvölkern rückte er heran und lagerte bei Oschatz,
während der Kurfürst seine Truppen bei Grimma sammelte. Ehe man