— 1179 —
hatte. Nachdem Düren, sein festester Platz, genommen war, unterwarf
sich Wilhelm am 6. September zu Venloo; abgesehen von gewissen
Abtretungen und der Auflösung seiner Beziehungen zu Frankreich und
Dänemark, mußte sich Wilhelm anheischig machen, sämtliche kirchlichen
Neuerungen wieder aufzuheben. Natürlich wirkte das auch auf die
beginnende Reformation in Köln zurück. Vor allem aber war die
Frucht dieses Feldzuges, daß der Kaiser die Zerfahrenheit im Lager
des Protestantismus deutlichst erkannte und damit zugleich den festen
Entschluß faßte, bei erster sich bietender Gelegenheit ihn offen zu
belämpfen. lbrigens nahm Moritz von Sachsen an dem Herbst-
feldzuge Karls gegen Frankreich teil.
Noch aber war der Kaiser vorsichtig; er wollte erst nach allen
Seiten frei sein, seine Hilfsmittel gesammelt, die Protestanten ganz sicher
gemacht haben und dann über sie herfallen. Auf dem Reichstag zu Speier
im Februar 1544 erwies er sich den Schmalkaldern außerordentlich
gnädig. Kurfürst Johann Friedrich, der ihm nach alter Sitte, aber seit
seinem Regierungsantritte zum erstenmal das Reichsschwert vorantrug,
wurde mit einer vertraulichen Unterredung beehrt; ja es wurde ihm
die Vermählung seines ältesten Sohnes mit einer Tochter des römischen
Königs in Aussicht gestellt. Dem Landgrafen wurde es mit Bedauern
entschuldigt, daß man ihm das 1542 versprochene Oberkommando nicht
habe geben können, vielleicht werde man im Türkenkriege Verwendung
für seine Gaben finden. In Versprechungen, die zu halten man nicht
gesonnen war, sehr freigebig, so daß der katholische Standpunkt den
protestantischen Anforderungen gegenüber fast aufgegeben schien, erlangle
der Kaiser die Zusage der Reichshilfe sowohl wider Frankreich als gegen
die Türken, obschon er sich zum letzteren Feldzug nur unter gewissen
Klauseln für verpflichtet halten wollte. Auch erkannte nun Johann
Friedrich im Mai 1545 rückhaltlos Ferdinand als Nachfolger an und
erhielt dafür den jülich-cleveschen Ehevertrag und die Erbfolge des
Hauses Sachsen in Jülich und Cleve bestätigt. Bemerkenswert war,
daß auf diesem im Juni 1544 verabschiedeten Reichstag Moritz wieder
nicht persönlich zugegen war, sondern sich durch seinen vertrauten Rat
Christoph von Carlowitz vertreten ließ.
Am 17. September 1544 wurde der vierte und letzte Krieg
zwischen Franz I. von Frankreich und Karl V. durch den Frieden von