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nicht aufzubringen und ihren Weggang und damit die Auflösung
der Versammlung herbeizuführen, die Johann sehnlichst herbeiwünschte,
mußte sich Sigismund fügen und Hus preis geben. Dessen Schicksal
ist bekannt: nach mehrfachen Verhören und vergeblichen Versuchen, ihn
zum Widerruf zu bewegen, wurde Hus am 6. Juli 1415 der Ketzerei
für schuldig befunden, verurteilt und am selben Tage noch verbrannt.
An seinem Scheiterhaufen aber entzündete sich eine Flamme, die auch
unser engeres Vaterland verheerend heimsuchte: es wird noch des
näheren über die Hussitenkriege zu berichten sein. — Die Reform der
Kirche aber, die Hauptaufgabe des Konzils, kam nicht zu stande. In
einer Reihe von Einzelabmachungen, sogenannten Konkordaten, meinte
Papst Martin V. ihr gerecht geworden zu sein und schloß das Konzil
am 22. April 1418.
Aus den wettinischen Landen waren von Anfang an auf dem
Konzil gegenwärtig die Vertreter der Universität Leipzig, nämlich der
Bischof Nikolaus Lübeck von Merseburg, der Kanzler der Hochschule,
und die Dozenten Otto von Münsterberg, Peter Storch und Albert
Varentrap. Auch der Naumburger Bischof und die Abte von Pegau,
Altenzelle und Chemnitz, sowie ein Graf Günther von Schwarzburg
sollen zugegen gewesen sein. In der Frage Hussens nahmen die
Leipziger, wie nicht anders zu erwarten, eine dem Reformator feind-
liche Stellung ein, wie denn auch von ihnen die prager Auswanderungs-
geschichte zur Sprache gebracht wurde. Hus, der sich in irgend einer
Frage auf das Zeugnis Varentraps berufen wollte, wurde von diesem
sofort zurückgewiesen und Lügen gestraft. Markgraf Friedrich hatte
für seine Person zwölf Vertreter, sogenannte Oratoren, geschickt.
Selbst ist er wohl am Anfange des Konzils nicht zugegen gewesen,
denn wir finden ihn in den Jahren 1414/15 mit einer Anzahl kleinerer
Fehden beschäftigt; als Gegner werden genannt Landgraf Ludwig von
Hessen und als dessen Vorkämpe einer der immer mit den Wettinern
auf gespanntem Fuße stehenden Grafen von Ziegenhain, ferner Bischof
Albrecht von Bamberg und die an der böhmischen Grenze gesessenen
drei Brüder von Maltitz. Von größerem Interesse ist die Gewinnung
des Schlosses Kriebstein, an der Mulde bei Waldheim gelegen, einer
der landschaftlich schönsten Punkte dieses Thales. Es war 1407
Dielrich von Bernwalde zu Lehen gegeben worden, nachdem er es