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schaftlichkeit des Papstes diesem vorsichtigen Gebaren die Maske weg.
als er schon am 4. Juli seinen beiden Enkeln, Alessandro und Ottavio
Farnese, feierlich Kreuz und Fahne für den deutschen Feldzug über-
reichte. Es war nunmehr völlig klar, daß es sich um einen Glaubens-
krieg handelte. So hatte man auch schon vorher in Oberdeutschland
die Sache aufgefaßt und sich alsbald für den bevorstehenden Kampf
gerüstet. Am selben 4. Juli zeigten die zu Ichtershausen versammelten
Bundeshäupter dem Herzog Wilhelm von Bayern ihre Absicht an, den
Kaiser zu bekriegen; zu gleicher Zeit schrieben sie an den Kaiser, und
da dieser sie ohne Antwort ließ, veröffentlichten sie am 15. Juli ein
Manifest über die wahren Ursachen des Krieges. Als Antwort ver-
hängte der Kaiser am 20. Juli zu Regensburg die Reichsacht über
Philipp und Johann Friedrich als „.ungehorsame, untreue, pflicht= und
eidbrüchige Rebellen, aufrührerische Verächter und Verletzer der kaiser-
lichen Majestät und Verbrecher des gemeinen Landfriedens“. Es war
dies ein völlig rechtloses Verfahren, das zudem gegen die von Karl
beschworene Wahlkapitulation verstieß.
Zu des Kaisers lberraschung waren die Schmalkalder rascher
gerüstet und schneller auf dem Plan als er. Seine Haupttruppen
standen noch in Italien, Ungarn und den Niederlanden, er selbst saß
inmitten einer aufgeregten Bevölkerung mit ein paar Hundert Söldnern
in dem protestantischen Regensburg, während die Verbündeten ihre
Truppen schon bei Meiningen zusammenzogen und dann, nach Süden
abmarschierend, bei Donauwörth sich mit den Scharen der Oberdeutschen
am 30. Juli vereinigten. Sie zählten 60 000 Mann. Aber diese
große Macht wurde ohnmächtig dadurch, daß es dem Oberbefehle an
Einheitlichkeit fehlte. Trotz seiner Unbehilflichkeit ließ es sich der
Kurfürst nicht nehmen, an dem Feldzug persönlich teilzunehmen, und
er war zu überzeugt von seiner kurfürstlichen Würde, um sich dem
kriegserfahrenen Landgrafen oder etwa gar dem wackeren Feldhaupt-
mann des Bundes, Schärtlin von Burtenbach, unterzuordnen. Dieser,
der sich in dem Türkenkriege von 1532 ausgezeichnet hatte, hatte
schon auf eigene Hand die Offensive eröffnet. Am 9. Juli rückte
er mit 26 Fähnlein (— 10 400 Mann) vor Füssen und nahm das
Städtchen ohne Schwierigkeit. Die kaiserliche Besatzung ging auf
bayrisches Gebiet über. Ihnen dorthin zu folgen, verboten die schmal-