Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 1188 — 
schaftlichkeit des Papstes diesem vorsichtigen Gebaren die Maske weg. 
als er schon am 4. Juli seinen beiden Enkeln, Alessandro und Ottavio 
Farnese, feierlich Kreuz und Fahne für den deutschen Feldzug über- 
reichte. Es war nunmehr völlig klar, daß es sich um einen Glaubens- 
krieg handelte. So hatte man auch schon vorher in Oberdeutschland 
die Sache aufgefaßt und sich alsbald für den bevorstehenden Kampf 
gerüstet. Am selben 4. Juli zeigten die zu Ichtershausen versammelten 
Bundeshäupter dem Herzog Wilhelm von Bayern ihre Absicht an, den 
Kaiser zu bekriegen; zu gleicher Zeit schrieben sie an den Kaiser, und 
da dieser sie ohne Antwort ließ, veröffentlichten sie am 15. Juli ein 
Manifest über die wahren Ursachen des Krieges. Als Antwort ver- 
hängte der Kaiser am 20. Juli zu Regensburg die Reichsacht über 
Philipp und Johann Friedrich als „.ungehorsame, untreue, pflicht= und 
eidbrüchige Rebellen, aufrührerische Verächter und Verletzer der kaiser- 
lichen Majestät und Verbrecher des gemeinen Landfriedens“. Es war 
dies ein völlig rechtloses Verfahren, das zudem gegen die von Karl 
beschworene Wahlkapitulation verstieß. 
Zu des Kaisers lberraschung waren die Schmalkalder rascher 
gerüstet und schneller auf dem Plan als er. Seine Haupttruppen 
standen noch in Italien, Ungarn und den Niederlanden, er selbst saß 
inmitten einer aufgeregten Bevölkerung mit ein paar Hundert Söldnern 
in dem protestantischen Regensburg, während die Verbündeten ihre 
Truppen schon bei Meiningen zusammenzogen und dann, nach Süden 
abmarschierend, bei Donauwörth sich mit den Scharen der Oberdeutschen 
am 30. Juli vereinigten. Sie zählten 60 000 Mann. Aber diese 
große Macht wurde ohnmächtig dadurch, daß es dem Oberbefehle an 
Einheitlichkeit fehlte. Trotz seiner Unbehilflichkeit ließ es sich der 
Kurfürst nicht nehmen, an dem Feldzug persönlich teilzunehmen, und 
er war zu überzeugt von seiner kurfürstlichen Würde, um sich dem 
kriegserfahrenen Landgrafen oder etwa gar dem wackeren Feldhaupt- 
mann des Bundes, Schärtlin von Burtenbach, unterzuordnen. Dieser, 
der sich in dem Türkenkriege von 1532 ausgezeichnet hatte, hatte 
schon auf eigene Hand die Offensive eröffnet. Am 9. Juli rückte 
er mit 26 Fähnlein (— 10 400 Mann) vor Füssen und nahm das 
Städtchen ohne Schwierigkeit. Die kaiserliche Besatzung ging auf 
bayrisches Gebiet über. Ihnen dorthin zu folgen, verboten die schmal-
	        
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