— 1189 —
kaldischen Kriegsräte, weil sie die Neutralität des Herzogs nicht ver-
letzen wollten; wir wissen, wie es mit dieser beschaffen war. Aber
die wichtige Ehrenberger Klause nahm Schärtlin am 10. Juli doch,
wurde aber an weiterem Vordringen wieder durch die vorsichtigen
Räte gehindert, die ihn zurückriefen, um Ferdinand, des Kaisers Bruder,
nicht zu reizen. Als ob sich dessen Parteistellung nicht ganz von
selbst ergeben hätte! Widerwillig gehorchte Schärtlin, hielt aber die
Ehrenberger Klause besetzt.
Der Kaiser hatte sich unterdessen aus seiner gefährlichen Lage in
Regensburg gezogen, wo die Schmalkalder ihn bei größerem Unter-
nehmungsgeist noch hätten aufheben können. Er zog 8000 Spanier
aus Ungarn an sich und vereinigte sich am 12. August zu Landshut
mit den italienischen Truppen, die ungehindert durch die von den
Schmalkaldern offen gelassenen Alpenpässe herangekommen waren.
Immerhin war er jetzt erst einige 30000 Mann stark; ehe er einen
entscheidenden Schlag wagen konnte, mußte er erst auf Maximilian
von Büren warten, der ihm die niederländischen Truppen zuführte.
Die Schmalkalder gingen nun am 18. August unterhalb Ingolstadt
über die Donau und marschierten am linken Ufer auf Regensburg.
Der Kaiser aber gewann vor ihnen Neustadt an der Donau und kam
ihnen, nachdem er dort den Fluß überschritten, in die Flanke, so daß
sie sich gezwungen sahen, auf Ingolstadt zurückzugehen. Hier ver-
schanzten sich beide Teile und begegneten sich in manchem scharfen
Reitertreffen. Am 30. August eröffneten die Schmalkalder eine große,
aber fruchtlose Kanonade auf die Stellungen des Kaisers. Sie sollte
die Einleitung zu einem Sturmangriff werden, und wohl hätte dieser
Aussicht auf Erfolg gehabt. Aber hierzu war Johann Friedrich zu
Philipps Verzweiflung nicht zu gewinnen. Bis zum 4. September
stand man sich so gegenüber. Da aber mittlerweile Büren bei Bingen
ungehindert über den Rhein gekommen war, so beschlossen die Schmal-
kalder, sich gegen diesen zu wenden. Aber er wich ihnen aus und
vereinigte sich am 15. September vor Ingolstadt mit dem Kaiser. —
Auch mit der Feder hatte man zwischendurch sein Heil versucht. Die
beiden geächteten Fürsten hatten sich öffentlich gegen die in der Achts-
urkunde gegen sie erhobenen Beschuldigungen verteidigt und unter dem
11. August dem Kaiser eine Verwahrungsschrift zugehen lassen, die