Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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dieser aber gar nicht annahm. Darauf schickten sie ihm am 2. Sep- 
tember einen Fehdebrief mit der Ausschrift, wie sie der Kurfürst verlangt 
hatte: „Karln, der sich den fünften römischen Kaiser nennet.“ 
Nach der Vereinigung mit Büren fühlte sich der Kaiser siark 
genug, zum Angriff überzugehen. Die Schmalkalder räumten vor 
seinem Heranzug Donauwörth, sahen sich dann am 4. Oktober bei 
Nördlingen unvermutet dem Kaiser gegenüber, waren aber durch ihre 
günstigere Stellung gegen einen Angriff gedeckt. Dann zogen sie auf 
Ulm und kamen da rechtzeitig an, um die vom Kaiser am 14. Oktober 
versuchte ÜUberrumpelung der Stadt zurückzuweisen. Eine Entscheidung 
war unter solchen Umständen, namentlich da der Winter vor der Thür 
stand, nicht zu erwarten. Man bezog also feste Lager ein paar Meilen 
nördlich von Ulm: bei Giengen die Schmalkalder, bei Sontheim die 
Kaiserlichen. Die rauhe Jahreszeit setzte ein und machte den kaiser- 
lichen Südländern mehr zu schaffen als wie den Söldnern und Landes- 
kindern der Gegner, die nur an dem Erbübel dieser Lanzknechtszeit 
allgemach zu kranken begannen, nämlich an der Geldlosigkeit. Da- 
gegen dezimierten Ruhr und andere durch das Klima hervorgerufene 
Seuchen die kaiserlichen Truppen, so daß es schließlich nur auf die Zeit 
oder, was Philipp von Hessen lieber gesehen hätte, auf einen herz- 
haften Angriff auf des Kaisers Lager angekommen wäre, und der Krieg 
war trotz aller vorangegangenen Dummheiten zu Gunsten der protestan- 
tischen Sache entschieden. Wie kam es doch anders! 
Am 6. November vernahmen die Schmalkalder in ihrem Lager aus 
dem kaiserlichen herüber Viktoria-Schießen. Was der Grund hierzu 
war, erfuhr man nur zu bald, und es erwies sich hier mit einer für alle 
zukünftigen Tage unwiderleglichen Klarheit, wie sehr eine weit aus- 
schauende und berechnende Politik auch erhebliche und wesentlich größere 
militärische Machtmittel auf den Sand setzen kann. Am 1. August 
schon hatte Kaiser Karl den Herzog Moritz mit der Vollstreckung der 
Acht beauftragt. Moritz hatte sich nicht gerührt. Die Lage an der 
Donau kühl beobachtend, konnte er jetzt abwarten, in wessen Wagschale 
er sein Schwert legen wolle. König Ferdinand setzte verzweiflungsvoll 
alles in Bewegung, um den kühl rechnenden Sachsen zur Aktion zu 
bewegen. Der Vertrag von Regensburg vom 19. Juni verpflichtete 
diesen zu nichts als zur Neutralität, die Ausführung der Acht hatte er
	        
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