— 1195 —
herrschenden Fürsten kam er von Böhmen nach Dresden, während sich
in seinem Rücken der utraquistische Adel erhob. Unter Kaspar Pflug
von Schlackenwalde stellte dieser ein Heer auf und trat mit Johann
Friedrich in Verbindung. Boten an den Kaiser brachten von diesem
nichts als die Vertröstung auf das kommende Frühjahr zurück. Aber
wenigstens einen Bundegsenossen warb Carlowitzens umsichtige Thätig-
keit: der wilde Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, Moritzens
Waffengefährte aus dem französischen Feldzug, traf Ende Jannar mit
2000 Reitern und 3500 Mann zu Fuß in Chemnitz ein; er that aller-
dings dem Kurfürsten zunächst wenig Schaden. Erst Ende Februar brach
er zu einem Handstreich auf Halle auf, fand aber unterwegs in Nochlitz,
wo die verwitwete Herzogin Elisabeth Hof hielt, so angenehme Auf-
nahme, daß er da fünf Tage vergnüglich verbrachte, zugleich aber der
listigen Protestantenfreundin Gelegenheit gab, den Kurfürsten in Alten-
burg von dem Stande der Dinge zu unterrichten. Der überfiel den
Markgrafen im Morgengrauen des 2. März und nahm ihn nach einem
wirren Straßengefecht, das die brandenburgischen Truppen zersprengte,
gefangen. Moritz, der schon im Anzuge war, um Albrechts Unternehmen zu
decken, sah sich durch diesen Mißerfolg genötigt, auf Freiberg zurückzugehen.
Auch des Kaisers Lage war um diese Zeit keineswegs ermutigend,
denn der Papst hatte schon Ende 1546 seine Subsidienzahlungen ein-
gestellt und unter einem nichtigen Vorwand das Konzil von Trient nach
Bologna verlegt, wohin zu folgen nun selbst Karl den Protestanten
nicht zumuten konnte, alles aus Ärger darüber, daß Karl einer Be-
lehnung seiner Enkel mit Mailand keine Geneigtheit zeigte. Es war
auch ein bedenkliches Zeichen, daß des Fiesko von Lavagna kaiser-
feindliche Erhebung in Genua gegen Andrea Doria im Januar 1547
so vielen Anhang gefunden hatte. Auch mehrten sich die Anzeichen
von einer Verständigung der Protestanten in Deutschland mit dem
französischen Könige. Mit einer Energie, die ganz im Gegensatze zu
seinem leidenden Körper stand, entschloß sich Karl, den Feind im eigenen
Lande aufzusuchen und, wenn möglich, mit einem Schlage zu vernichten.
In einer Sänfte getragen, traf er am 24. März zu Nürnberg mit
seinem schon vorausmarschierten Heere zusammen; am 5. April stand
er zu Eger, wo Ferdinand und Moritz, letzterer nach Aufgabe seiner
Lande an den siegreichen Vetter, sich mit ihm vereinigten.