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begaben, so wenig war er für die Begabung mit den in Böhmen
erworbenen Städten zu gewinnen, wohl auch aus Rücksicht auf seinen
Bruder. Dieselbe Rücksicht hatte ja auch mitgewirkt bei der Über-
lassung der Mark Brandenburg an den Burggrafen Friedrich von
Nürnberg, der erst am 18. April 1417 endgültig mit der Mark belehnt
wurde. Diese von Sigismund gemachten Schwierigkeiten veranlaßten
Friedrich zu der ahnungsvollen Drohung: „was er ihm heute zu Konstanz
zu verleihen weigere, werde er ihm vielleicht nächstens im freien Felde
anthun müssen.“ Am 12. Mai zog er von Konstanz weg, ohne sich vom
Kaiser beurlaubt zu haben. Seine Anwesenheit im eigenen Lande erwies
sich in kurzem als notwendig. In das Gebiet des Bischofs von Merseburg,
der, wie wir wissen, in Konstanz weilte und dort mehr ausgab, als ihm
und dem Stifte vorteilhaft war, brachen Ende Oktober 1417 Fürst Bern-
hard von Anhalt und Graf Bernhard von Reinstein ein und plünderten
des Bischofs Lande. Unterstützt durch einen Vorstoß des bischöflichen
Amtshauptmanns zu Merseburg rückte Friedrich von Leipzig aus den
Feinden entgegen und faßte sie am 28. Oktober so tüchtig, daß sechzig
Edelleute dem Sieger in die Hand fielen, unter ihnen auch der Graf
von Reinstein, der dann drei Jahre in der Gewalt des Fürsten gehalten
wurde, bis er sich freikaufte. Lange jedoch scheint der Groll gegen
den König nicht gewährt zu haben, da ihm Friedrich im Februar 1418
gestattete, in seinen Landen von den Juden eine Vermögenssteuer des
dritten Pfennigs, also von 33½ Prozent zu erheben.
Übrigens begannen nun auch die böhmischen Verhältnisse sich so
zu gestalten, daß ein einheitliches Zusammengehen mit Kaiser Sigis-
mund zu einer dringenden Notwendigkeit wurde, so wenig Sympathie
Friedrich für Sigismund empfinden mochte. Mit Ingrimm waren die
Böhmen den Vorgängen in Kostnitz gefolgt. Während Johann XXIII.
und Gregor XII., von denen namentlich des ersteren Lasterhaftigkeit
und Habsucht alle erlaubten Grenzen überstieg, mit Kardinalaten und
reichlichen Pfründen abgefunden wurden, hatte man einen so sitten-
reinen Mann wie Johann Hus und am 30. Mai 1416 seinen Freund
Hieronymus von Prag verbrannt; auch in Böhmen begannen Scheiter-
haufen errichtet zu werden gegen die Anhänger Hussens und des
Jakob von Mies, der Ausgang 1414 an der Universität Prag in
Disputationen aufgetreten war und darin die Darreichung des Kelches