Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 658 — 
zogen Friedrich und sein Bruder Wilhelm mit Landgraf Friedrich 
(dem Friedfertigen) dem König Sigismund mit einem starken Heere 
zu Hilfe; allein Freiberg soll dazu zweihundert seiner Bürger gesandt 
aben. 
v5 Für die Wettiner, namentlich aber für den Beherrscher Meißens, 
war die Bekämpfung des Hussitismus fast ebenso wie für Sigismund 
eine Lebensfrage. Handelte es sich ja für sie gar nicht so sehr um 
den Schutz des katholischen Glaubens, als vielmehr um den Schutz 
ihrer deutschen Lande gegen die nationale Anflut des Tschechentums, 
um die Verteidigung der in den letzten Jahrzehnten neu gewonnenen 
böhmischen Gebietsteile gegen flavische Eroberungssucht; es handelte 
sich aber auch um die Wahrung einer in mühsamer Arbeit errungenen 
Kultur gegen Scharen, die in ihrem blindwütigen Fanatismus schlimmer 
als Vandalen und Hunnen geworden waren und mit dem Kampfe 
gegen den Katholizismus, das Deutschtum und die Monarchie auch den 
Kampf gegen jede höhere Bildung und Kultur aufgenommen hatten. 
Denn mittlerweile hatten die „Taboriten“ ihre Organisation 
vollzogen: aller Pomp der katholischen Kirche war abgeschafft, die 
Priester erteilten das Abendmahl im Hausrock in tschechischer Sprache. 
In kommunistischer Gemeinschaft, durch Gebet und Buße sich gegen- 
seitig anfeuernd, bereiteten sich „Brüder“ und „Schwestern" auf die 
Wiederkunft des Heilands und das Ende der Welt vor. Dem aber 
müßte man vorarbeiten, indem man die Ungläubigen schon vorher 
vom Erdboden vertilge. Die hierzu nötige militärische Vorschulung 
ward ihnen durch die geniale Leitung Ziskas, der der einfachen 
Bewaffnung des Bauern, Spieß, Keule, Dreschflegel. Sense, die ganze 
Kampfesweise anzupassen verstand; daneben aber wandte er auch in 
größerem Umfange als seine noch immer nach der Art des ritterlichen 
Zeitalters fechtenden Gegner die Pulverwaffen an. Es sollte sich hier 
erneut beweisen, wie in den Kämpfen der Habsburger gegen die 
Schweizer, wie auf dem Schlachtfelde von Crêcy zwischen französischer 
Ritterschaft und dem englischen Bürgeraufgebot, wie bei Nikopolis, wo 
gegenüber den leichten Türkenscharen 1396 das wuchtige Ritterheer 
Sigismunds völlig vernichtet worden war, daß die durch die immer 
größere Schwere der ritterlichen Rüstung immer größer gewordene 
Schwerfälligkeit der ritterlichen Taktik überholt war durch die leichtere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.