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Schreck oder die Verletzungen, die er sich zugezogen haben mochte,
auch der Kummer um ein paar Freunde, die im Brande umgekommen
waren, machten noch im November zu Wittenberg seinem Leben ein
Ende. Er ward vor dem Hochaltar der Barfüßerkirche neben seinem
Bruder bestattet. Da er keine Kinder hatte, so starb mit ihm das
Haus Sachsen-Wittenberg aus und Gebiet wie Kurwürde fielen dem
Reiche anheim; es galt also für den Kaiser, hier eine Neubesetzung
vorzunehmen.
An Bewerbern um das eröffnete Lehen fehlte es nicht. Zunächst
hielt sich die Lauenburger Linie, vertreten durch Erich V., als am
meisten erbberechtigt. Gewiß gingen beide Linien auf einen gemcin-
samen Stammvater zurück, den 1260 verflorbenen Herzog Albrecht I.
Die nach dessen Ableben vorgenommene Teilung war aber eine so-
genannte Todteilung, d. h. eine mit Aufgabe des gegenseitigen Erb-
folgerechtes der beiden Linien vorgenommene. Daß man die Sache
so auffaßte, war 1414 bemerklich gewesen, als bei der Belehnung des
Lauenburgers mit seinen Landen Rudolf III. von Sachsen-Wittenberg
die Lehnsfahne nicht mit berührte und dadurch das Nichtvorhandensein
einer Erbgemeinschaft zwischen den beiden Häusern kundgab. Aber
Erich von Lauenburg stützte sich noch auf eine Belehnungsurkunde,
die 1414 Kaiser Sigismund für Wittenberg erteilt habe. Der Kaiser
jedoch erklärte diese für eine Fälschung, die ohne sein Wissen und Wollen
1422 von seinem Kanzler, dem Bischof Georg von Passau, auf An-
dringen eines gewissen Konrads von Weinsperg ausgefertigt worden
sei. Es steht dahin, ob der Lüneburger um die Unechtheit der Urkunde
wußte oder selbst der Getäuschte war. Er hielt trotz einer königlichen
Erklärung und Entscheidung vom 14. August 1426 auch in der Folge
noch fest an seinem Anspruche, suchte Martin V. für seine Sache zu
gewinnen, der sich auch 1427 für ihn bei Sigismund verwendet haben
soll, und hatte 1434 die Genugthuung, daß sich das baseler Konzil
für ihn erklärte und den Patriarchen von Aquileja und einige Bischöfe
zu Schiedsrichtern in der Angelegenheit ernannte. Aber Kaiser Sigis-
mund und die Wettiner verwahrten sich sehr energisch gegen diese
lbergriffe der geistlichen Verfammlung, und darüber starb Erich 1435.
Sein Nachfolger Bernhard ließ die Sache auf sich beruhen, nachdem
er bei der Wahl Albrechts II. vergeblich die sächsische Kurstimme be-