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Franz von Lothringen, mit Energie darauf aus, die verlorene Herr—
schaft mit Hilfe Frankreichs und des spanischen Philipp II. wieder-
zuerlangen.
Unter solchen Umständen mußte es dem Kurfürsten sehr be-
denklich erscheinen, daß Johann Wilhelm von Weimar, der jüngere
Bruder Johann Friedrichs des Mittleren, seit 1558 in fran-
zösische Dienste getreten war, und daß sich der fränkische Reichs-
ritter Wilhelm von Grumbach unter dem Schutze des Weimaraners
als französisch-lothringischer Agent in Mitteldeutschland betätigte.
Wilhelms von Grumbach (geboren 1503) Besitzungen,
teils Erbgut teils Stiftslehen, lagen im Stifte Würzburg, dessen
Lehenserbförster er war. Nach dem Tode des Fürstbischofs Kon-
rad III. von Thüngen im Juni 1540 trat wesentlich durch die
Beihilfe Grumbachs Konrad von Bibra an dessen Stelle, wäh-
rend die Minorität für den Domdechanten Melchior Zobel von
Guttenberg gewesen war. Der neue Bischof war infolgedessen dem
Ritter sehr dankbar, ernannte ihn zum Hofmarschall und zum
Amtmann zweier der besten Amter des Stiftes, erwies ihm noch
mehrere andere Begnadungen und schenkte ihm sogar aus Stifts-
mitteln 10000 Gulden. Aber Konrad IV. starb schon am 8. Aug.
1544 und fein Nachfolger wurde der Grumbach natürlich feind-
selig gesinnte Melchior von Zobel. Er annullierte nicht nur alle
dem Ritter erteilten Privilegien, sondern weigerte sich auch, ein
Legat von 8000 Gulden, das der verstorbene Fürstbischof der
Frau des Grumbach ausgesetzt hatte, auszuzahlen und verlangte
sogar die 10000 Gulden zurück. Grumbach war offenbar nicht
in der Lage, sich dem zu widersetzen. Er verließ das Stift und
wandte sich Albrecht Alcibiades zu, mit dem er in freundschaftlicher
Verbindung blieb, bis dieser nach Sievershausen auch noch bei
Schweinfurt 1553 geschlagen nach Frankreich entwich. Albrecht
starb dann, vor kurzem nach Deutschland zurückgekehrt, am 8. Ja-
nuar 1557 zu Pforzheim bei seinem Schwager, dem Markgrafen
von Baden.
Während Albrechts Aufenthalt in Frankreich und nach seinem
Tode fand Grumbach eine Zufluchtsstätte im Koburgischen bei
Johann Friedrich dem Mittleren und mit ihm andere, die im