Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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gönnten, dem Kurfürsten die eben gewonnene gute Laune. So- 
fort verlangte er von den Wittenberger und Leipziger Theologen 
und von dem Meißner Konsistorium eine Erläuterung des Unter- 
schiedes zwischen dem Consensus und dem Heidelberger Katechis- 
mus. Deren Gutachten überzeugten den Kurfürsten weniger, als 
das des federgewandten Pirnaischen Superintendenten Stößel, das 
auch den Beifall des einen Hofpredigers Schütz, nicht aber des 
anderen, Philipp Wagner, erlangte. . 
Gelegentlich einer Reise nach Dänemark hörte dort August man- 
ches Bedenken über die neue Richtung in seinen Landen. Ähnliches 
kam ihm bei seinem Besuche in Wien im Februar 1573 zu Ohren, 
wo natürlich Kaiser Maximilian alles, was mit der Pfalz zu- 
sammenhing, tödlich haßte. In dieser Zeit, am 2. März 1573, 
erfolgte der vorerwähnte Tod Johann Wilhelms von Weimar. 
Indem sich August die Vormundschaft über des Dahingeschie- 
denen Söhne und damit die Regierung anmaßte, bekam er 
eine Handhabe, die Flacianer, es waren dies 111 Theologen, 
ihres Amtes zu entheben und durch Geistliche der Witten- 
berger Schule zu ersetzen. Damit schwand aber das Inter- 
esse, das der Kurfürst an der Wittenbergischen Fakultät gegen 
die Jenenser gehabt hatte. Zudem erhob bei Hofe unter dem 
Schutze der Kurfürstin der an Stelle des verstorbenen Wagner 
getretene neue Hofprediger Georg Listenius seine Stimme 
gegen die „Sakramentierer“ und trat namentlich zu Schütz und 
Stößel in ein direkt feindliches Verhältnis. Ein Besuch, den 
Johann Casimir mit seiner Gemahlin Ende 1573 in Dresden 
machte, gab dem Hofprediger der letzteren, Hofmann, Gelegen- 
heit, dem Kurfürsten eine Denkschrift über die geheimen Be- 
ziehungen zwischen Wittenberg und Heidelberg zu überreichen, die 
einen tiefen Eindruck machte. 
Die nun unausbleibliche Katastrophe wurde durch ein Schrei- 
ben des Pirnaer Stößel an den Dresdener Schütz herbeigeführt, 
das ein unglückseliger Zufall in die Hände des Hofpredigers 
Listenius und durch diesen in die des Kurfürsten geraten ließ. 
Dieser war schon stark aufgebracht geworden durch ein im Herbst 
1573 erschienenes Buch, die Exegesis perspicua, das den Gegensatz
	        
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