Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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schah das Unerwartete und Unglaubliche: die beiden Gesandten 
des Kurfürsten, der selbst zu erscheinen nicht für rätlich gefunden 
hatte, Erich Volkmar von Berlepsch und Abraham Beck, erklärten, 
es sei nicht billig, den Kölnischen Kurfürsten zu unterstützen, es 
sei kein Unterschied zwischen einem Erzbischof schlechthin und einem 
solchen, der zugleich Kurfürst wäre, man dürfe den Religions= 
frieden nicht brechen usw. Wie er es gewohnt war, schloß sich 
der Brandenburger Sachsen an, und Ludwig von der Pfalz hatte 
nunmehr allein auch nicht mehr den Mut, den Kölner zu unter- 
stützen, der dann 1584 das Erzstift räumen mußte. Durch diese 
Haltung des Kurfürsten August wurde die Gestaltung eines durch- 
weg protestantischen Norddeutschlands vom Rhein bis an die Oder 
auf immer vereitelt. 
Weiteren politisch-religiösen Sorgen entrückte Kurfürst 
August der Tod; am 11. Februar 1586 wurde er zu Moritz- 
burg von einem Schlaganfall heimgesucht und starb noch 
am selben Tage in Dresden, wohin man ihn alsbald überführt 
hatte, im noch nicht vollendeten 60. Lebensjahre. Bestattet wurde 
er im Freiberger Dome am 15. März neben den sterblichen Über- 
resten seiner Gemahlin Anna, die ihm am 1. Oktober 1585 im 
Tode vorausgegangen war. Gelegentlich einer Jagd, die am 
6. November 1585 zu Torgau mit dem Kurfürsten Johann Georg 
von Brandenburg und dessen Schwiegervater, dem Fürsten Joachim 
Ernst von Anhalt abgehalten wurde, hatte der letztere sein noch 
sehr jugendliches Töchterlein mitgebracht, die es dem Herzen des 
sächsischen Jägers so antat, daß er sich mit ihr verlobte. Am 3. Jan. 
1586, drei Monate nach dem Hingange der treuen Lebensgefährtin 
in 37 vielbewegten Lebensjahren, verheiratete sich der 59jährige 
Kurfürst mit der 13jährigen Agnes Hedwig von Anhalt. Nur 
wenige Wochen, und der Tod löste den ungleichen Bund. 
Die bisher gegebene Schilderung des Kurfürsten August 
in seiner Stellung als Protestant und Reichsfürst konnte unmög- 
lich schmeichelhaft ausfallen. Seine Kurzsichtigkeit in allen großen 
Fragen der Reichspolitik läßt sich ebensowenig mit Reichs= und 
Kaisertreue erklären, als etwa seine religiöse Intoleranz mit ver- 
ständnisvoller Durchdringung des Luthertums. Hier wie dort wird
	        
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