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sein Verhalten geleitet durch einen rein formalen Konservativismus,
der ihn in dem Augsburger Religionsfrieden den Glanzpunkt
seines politischen Wirkens erblicken läßt. Als ein ganz anderer
zeigt sich Kurfürst August in der inneren Verwaltung, wo er als
ein für jenes Zeitalter ganz hervorragender Volkswirt Sachsen
zu einer vielbeneideten Blüte des Wohlstandes sich entwickeln ließ.
Davon wird aber, da zunächst die politische Entwickelung Weiter-
führung heischt, später ausführlicher die Rede sein.
Kurfürst Christian I. 1586—1591. Die Administration
Friedrich Wilhelms von Sachsen-Weimar-Altenburg
1591—1601.
Der neue Kurfürst Christian I., am 28. Oktober 1560 ge-
boren, war von den 15 Kindern des Kurfürsten August mit drei
Schwestern der einzig überlebende. Trotz seiner vor kurzem
erst zurückgelegten 25 Lebensjahre war er kein Neuling in
den Staatsgeschäften, da ihn als durchaus kollegiales Mitglied
des Geheimen Rats der Vater seit vollendetem 21. Lebensjahre
an den Staatsgeschäften teilnehmen ließ.
Der neue Herrscher hatte bei guten Gaben zweifellos den
besten Willen, seinem verantwortungsvollen Amte gerecht zu wer-
den. Aber ihm fehlte die Arbeitsfreudigkeit und die Nüchtern-
heit des Vaters. Christian war geneigt, die anstrengenden Staats-
geschäfte anderen zu überlassen, und außerdem war er nach der
leidigen Sitte der Zeit ein großer Freund des Bechers und der
Tafelfreuden, Genüsse, denen seine schwächliche Gesundheit keines-
wegs gewachsen war. Auch in religiöser Beziehung war er vom
Vater sehr verschieden. Von einem orthodoxen Heißsporn, wie
Listenius, erzogen, hatte er ganz naturgemäß in sich eine stille, aber
um so nachhaltigere Opposition erwachsen lassen. Nun war er Kur-
fürst und erklärte, er wolle „nicht flacianisch, auch nicht calvinisch,