Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 4 — 
Sachsen ein Seniorat, d. h. die Erbfolge des jeweilig ältesten 
Gliedes des Hauses fest. 
Es gelang Herzog Georg nicht, seine Herrschaft in Friesland 
durchzuführen. Er beschloß deshalb, sich diese Last ein für allemal 
vom Halse zu schaffen, und trat im Jahre 1515 alle seine Rechte 
auf Friesland an den Erzherzog Karl, den ältesten Sohn Philipps 
des Schönen von Burgund und Enkel Kaiser Maximilians, gegen 
die Zahlung von 200000 Rhein. Gulden ab; es war das eine 
recht bescheidene Summe im Vergleich allein zu den 350648 Gulden, 
die 1499 nach der Überlieferung einiger seinem Vater von Philipp 
zugesichert worden waren. 
Das Verhältnis zum ernestinischen Hause wurde durch die 
Reformation noch mehr als früher verschlechtert. Eine dauernde 
Veranlassung zu Differenzen gab schon von jeher die unglück- 
selige Teilung von 1485. Einen weiteren Gegensatz bildete die stets 
dem Hause Habsburg freundliche Politik der albertinischen Linie, 
während Friedrich der Weise der eigensüchtigen Politik desselben 
Hauses mehrfach entgegentrat. Es war fernerhin für den ernesti- 
nischen Hof eine empfindliche Enttäuschung, daß Georg sich seiner- 
zeit der Vormundschaft Philipps von Hessen bemächtigte und 
diesem am 11. Dezember 1523 seine Tochter Christina verhei- 
ratete. Herzog Georg war der Lehre Luthers und seiner Wirk- 
samkeit aus zwei Gründen abhold. Als jener am 25. Juli 1517 
zu Dresden vor Georg und seinem Hofstaate eine Predigt 
über die Rechtfertigung durch den Glauben gehalten hatte, meinte 
eine greise Hoffrau, wenn sie noch eine solche Predigt hören könnte, 
würde sie um so ruhiger sterben, Georg aber äußerte: „er gäbe 
viel darum, wenn er eine solche Rede nicht gehört hätte, da sie 
die Menschen ruchlos zu machen geeignet sei“. Und doch mahnte 
er seinen sterbenden Sohn Johann (f 11. Jan. 1537), er solle 
allein auf Christum sehen und der Anrufung der Heiligen und 
der eigenen Werke vergessen. Aber zu seiner Schwiegertochter 
Elisabeth, der dem Evangelium ergebenen Schwester Philipps von 
Hessen, meinte er: „Wenn die gemeinen Leute wissen sollten, 
daß man allein durch Christum selig würde, so würden sie 
gar zu ruchlos werden und sich gar keiner guten Werke be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.