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Sachsen ein Seniorat, d. h. die Erbfolge des jeweilig ältesten
Gliedes des Hauses fest.
Es gelang Herzog Georg nicht, seine Herrschaft in Friesland
durchzuführen. Er beschloß deshalb, sich diese Last ein für allemal
vom Halse zu schaffen, und trat im Jahre 1515 alle seine Rechte
auf Friesland an den Erzherzog Karl, den ältesten Sohn Philipps
des Schönen von Burgund und Enkel Kaiser Maximilians, gegen
die Zahlung von 200000 Rhein. Gulden ab; es war das eine
recht bescheidene Summe im Vergleich allein zu den 350648 Gulden,
die 1499 nach der Überlieferung einiger seinem Vater von Philipp
zugesichert worden waren.
Das Verhältnis zum ernestinischen Hause wurde durch die
Reformation noch mehr als früher verschlechtert. Eine dauernde
Veranlassung zu Differenzen gab schon von jeher die unglück-
selige Teilung von 1485. Einen weiteren Gegensatz bildete die stets
dem Hause Habsburg freundliche Politik der albertinischen Linie,
während Friedrich der Weise der eigensüchtigen Politik desselben
Hauses mehrfach entgegentrat. Es war fernerhin für den ernesti-
nischen Hof eine empfindliche Enttäuschung, daß Georg sich seiner-
zeit der Vormundschaft Philipps von Hessen bemächtigte und
diesem am 11. Dezember 1523 seine Tochter Christina verhei-
ratete. Herzog Georg war der Lehre Luthers und seiner Wirk-
samkeit aus zwei Gründen abhold. Als jener am 25. Juli 1517
zu Dresden vor Georg und seinem Hofstaate eine Predigt
über die Rechtfertigung durch den Glauben gehalten hatte, meinte
eine greise Hoffrau, wenn sie noch eine solche Predigt hören könnte,
würde sie um so ruhiger sterben, Georg aber äußerte: „er gäbe
viel darum, wenn er eine solche Rede nicht gehört hätte, da sie
die Menschen ruchlos zu machen geeignet sei“. Und doch mahnte
er seinen sterbenden Sohn Johann (f 11. Jan. 1537), er solle
allein auf Christum sehen und der Anrufung der Heiligen und
der eigenen Werke vergessen. Aber zu seiner Schwiegertochter
Elisabeth, der dem Evangelium ergebenen Schwester Philipps von
Hessen, meinte er: „Wenn die gemeinen Leute wissen sollten,
daß man allein durch Christum selig würde, so würden sie
gar zu ruchlos werden und sich gar keiner guten Werke be-