Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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fleißigen.“ Die Bilderstürmerei in Wittenberg, die Greuel 
des Bauernkrieges, die Frevelhaftigkeit der Münsterschen Wieder- 
täufer konnten ihn in seiner Überzeugung, daß die neue Lehre 
die Menschen ruchlos mache, nur befestigen. Der zweite Grund 
lag in Georgs Abneigung gegen den demokratischen Charakter 
der Lutherschen Reformation. Auch er war von der Not- 
wendigkeit einer Reform überzeugt, aber die Besserung sollte von 
oben durch den Papst und ein Konzil kommen. Des Papstes 
Zaudern empfand er darum mit hohem sittlichen Unmut. So 
schrieb er am 14. Juni 1534 mit Beziehung auf ein aus- 
weichendes Breve des Papstes vom 20. März desselben Jahres 
an den päpstlichen Nuntius: „Wenn der Papst ein rechter Hirte sein 
wollte, der auch sein Leben für die Schafe zu lassen verbunden 
sei, so müsse er sich durch nichts hindern lassen, ein allgemeines 
freies Konzilium in Deutschland auszuschreiben.“ — Auch versuchte 
er es nochmals mit Disputationen; er veranlaßte eine solche 
zwischen Vertretern der alten und der neuen Richtung am 29. April 
1534 und eine zweite am 2. Jan. 1539, beide im Leipziger 
Dominikanerkloster und beide ergebnislos. 
Persönlich mußte ihn gegen Luther dessen Grobheit in der 
Polemik aufreizen, wie sie sich zeigte z. B. in der auf die Packschen 
Händel sich beziehenden Flugschrift: „Von heimlichen und gestoh- 
lenen Briefen, samt einem Psalm ausgelegt wider Herzog Georgen 
zu Sachsen“ 1529, oder gar 1531 in der Schrift „Wider den Meuch- 
ler zu Dresden“. Georg antwortete mit harter Verfolgung 
der Anhänger der neuen Lehre. Anton von Schönberg auf 
Rotschönberg ward seiner Güter beraubt und des Landes ver- 
wiesen; er fand alsbald Stellung als Amtmann in dem ernesti- 
nischen Grimma. Auch das Einsiedelsche und andere Geschlechter 
litten seit 1527 unter ähnlichen Bedrückungen namentlich infolge 
des zweiten Speyerer Schlusses von 1529. Auf Münzen von 
1531 und 1532 legte sich der Herzog den Titel eines katholischen 
Fürsten bei oder nannte sich auf lateinisch „des alten Glaubens 
beständigster Beschirmer und der Kirche gehorsamster Sohn“. 1533 
führte er Beichtzeichen ein und ließ 80 Leipziger Familien, an 
800 Köpfe stark, um ihres evangelischen Glaubens willen aus
	        
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