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zu ihrer Zeit die Braten bei offenem Feuer am Spieße hergestellt;
Anna aber ließ, um Holz zu sparen, Bratöfen setzen und in der
Pfanne braten.
Ein Speisezettel damaliger Zeit belehrt uns, daß man im
wesentlichen mehr auf die Quantität als die Qualität sah, und
dabei einen uns etwas sonderbar erscheinenden Geschmack ent-
wickelte. Bei der zu Breda erfolgten Taufe des Söhnchens der
unglücklichen Anna von Sachsen und Wilhelms von Oranien wer—
den uns 92 Gerichte namhaft gemacht, darunter auch Löffel-
gänse, Reiher, wilde Gänse und sogar Pfauen, ferner gebratene
Kaninchen und gebratene Sardellen, gesottenes Lamm-, Hammel-
und Hühnerfleisch und am Ende des zweiten Ganges Oliven,
Kapern, Pomeranzen und Zitronen. Im dritten Gange werden
nur kalte Braten und Pasteten serviert, für deren Herstellung
man in Dresden einen besonderen „kalten Küchenmeister“ hatte;
hier erscheint u. a. kalter Schwanenbraten, der auch ein Leibgericht
des Kurfürsten Christian II. war, und im vierten und Schluß-
gang neben allerlei Nachtisch, wie Käse, Kuchen, Marzipan, Kom-
pott usw. auch eine Aalpastete.
Daß niemand an des Kurfürsten Tafel verdurstete, beweisen
die oben gegebenen Getränksquoten für die Marschallstafel. Ent-
sprechend mußten die Weinvorräte groß sein. Nach einer Notiz
aus dem. Finanzarchiv lagerten in den kurfürstlichen Kellereien
zu Dresden, dem Schloß= und Zeughauskeller, ferner in Leipzig,
Augustusburg und Torgau im Jahre 1585 insgesamt 26367 Eimer,
annähernd 17000 Hektoliter. An Sorten kamen außer den von
der Kurfürstin selbst vielfach bereiteten Beerenweinen zunächst die
einheimischen, im Elbtale gewachsenen in Betracht, von denen
der „Kotzberger“, d. i. Kötzschenbrodaer sich auch außer Landes
eines gewissen Ansehens erfreute. Angekauft wurden ferner
Rhein-, Mosel= und Frankenweine, auch Malvasier, der überhaupt
auf fürstlichen Tafeln eine Rolle spielte. Auch Ungar-, Tiroler
und norditalienische Weine kommen vor. Außer Wein kam, zu-
meist als Gabe des dänischen Schwagers, Met auf die Tefel,
ferner alle möglichen in= und ausländischen Biere; auch Gose
kannte man schon.