Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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thons aufzugeben und das nächste Mal abzuhören. Auch der 
Lebenswandel ließ zu wünschen übrig; namentlich erscheint das 
Bier- und Getränkeausschenken der Geistlichen, herübergenommen 
aus der katholischen Zeit, schwer ausrottbar gewesen zu sein. Ein 
Befehl Moritzens vom April 1549 legt dem Pfarrer zu Grödel 
bei Oschatz dies Handwerk, aus gleicher Ursache beschäftigt im 
August desselben Jahres der Pfarrer zu Riesa das Meißner Kon- 
sistorium, und noch im Artikel XVI der Generalartikel des Kur- 
fürsten August vom 1. Januar 1580 heißt es: „Es sollen auch 
die Pfarrer sich aller unehrlichen Hantierungen, wie auch des 
Wein= und Bierschänkens, Kaufmannschaft, Verkaufs auf Wucher 
und dergleichen gänzlich enthalten.“ 
Diesen eben genannten Generalartikeln waren solche gleichen 
Namens schon 1557 voraufgegangen, Ergebnisse der 1555 und 
1556 stattgehabten Kirchenvisitationen. Ein nicht zur Ausfüh- 
rung gekommener, aber recht erwähnenswerter Gedanke des Kur- 
fürsten August war, auf seinem in den Jahren 1567—1572 er- 
bauten Lieblingsschlosse Augustusburg eine Predigerschule zu be- 
gründen, die zur Erhaltung der reinen Lehre dienen sollte. Übri- 
gens begegnete August nicht bloß dogmatischen Ketzereien bei seiner 
Geistlichkeit, sondern auch politischen. Ein Fall ist zugleich typisch 
für die damalige Stellung der Geistlichkeit. M. Martin Wolf, 
seit 1547 Superintendent zu Colditz und sogar mit dem Titel 
Hofprediger geehrt, predigte am Sonntag, 22. Oktober 1553 zu 
Colditz vor dem zum Zwecke der Jagd dort sich aufhaltenden 
Kurfürsten über Ev. Joh. 4, 47 („Gesundmachung des Königischen 
Sohnes“) und kam im zweiten Teile seiner Predigt merk- 
würdigerweise auf Johann Friedrich den Großmütigen zu sprechen, 
daß er allein um des lieben Evangelii willen und zu Unrecht 
verjagt worden wäre. Der Kurfürst war natürlich wenig von einer 
solchen Predigt erbaut, gab sich aber merkwürdigerweise die Mühe, 
Wolf in Dresden, wohin er ihn zitiert hatte, durch Einsichtgabe 
in die Akten eines Besseren zu belehren; der Mann blieb aber 
bei seiner Meinung und wanderte nun am 28. Dez. 1553 in 
den berüchtigten Turm zu Hohenstein. Für den Eingekerkerten 
verwandten sich aber 18 vom Adel aus der Colditzer Gegend
	        
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