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thons aufzugeben und das nächste Mal abzuhören. Auch der
Lebenswandel ließ zu wünschen übrig; namentlich erscheint das
Bier- und Getränkeausschenken der Geistlichen, herübergenommen
aus der katholischen Zeit, schwer ausrottbar gewesen zu sein. Ein
Befehl Moritzens vom April 1549 legt dem Pfarrer zu Grödel
bei Oschatz dies Handwerk, aus gleicher Ursache beschäftigt im
August desselben Jahres der Pfarrer zu Riesa das Meißner Kon-
sistorium, und noch im Artikel XVI der Generalartikel des Kur-
fürsten August vom 1. Januar 1580 heißt es: „Es sollen auch
die Pfarrer sich aller unehrlichen Hantierungen, wie auch des
Wein= und Bierschänkens, Kaufmannschaft, Verkaufs auf Wucher
und dergleichen gänzlich enthalten.“
Diesen eben genannten Generalartikeln waren solche gleichen
Namens schon 1557 voraufgegangen, Ergebnisse der 1555 und
1556 stattgehabten Kirchenvisitationen. Ein nicht zur Ausfüh-
rung gekommener, aber recht erwähnenswerter Gedanke des Kur-
fürsten August war, auf seinem in den Jahren 1567—1572 er-
bauten Lieblingsschlosse Augustusburg eine Predigerschule zu be-
gründen, die zur Erhaltung der reinen Lehre dienen sollte. Übri-
gens begegnete August nicht bloß dogmatischen Ketzereien bei seiner
Geistlichkeit, sondern auch politischen. Ein Fall ist zugleich typisch
für die damalige Stellung der Geistlichkeit. M. Martin Wolf,
seit 1547 Superintendent zu Colditz und sogar mit dem Titel
Hofprediger geehrt, predigte am Sonntag, 22. Oktober 1553 zu
Colditz vor dem zum Zwecke der Jagd dort sich aufhaltenden
Kurfürsten über Ev. Joh. 4, 47 („Gesundmachung des Königischen
Sohnes“) und kam im zweiten Teile seiner Predigt merk-
würdigerweise auf Johann Friedrich den Großmütigen zu sprechen,
daß er allein um des lieben Evangelii willen und zu Unrecht
verjagt worden wäre. Der Kurfürst war natürlich wenig von einer
solchen Predigt erbaut, gab sich aber merkwürdigerweise die Mühe,
Wolf in Dresden, wohin er ihn zitiert hatte, durch Einsichtgabe
in die Akten eines Besseren zu belehren; der Mann blieb aber
bei seiner Meinung und wanderte nun am 28. Dez. 1553 in
den berüchtigten Turm zu Hohenstein. Für den Eingekerkerten
verwandten sich aber 18 vom Adel aus der Colditzer Gegend