Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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an die mittelalterlichen Glossatoren hielt, sondern auch den Er- 
gebnissen der antiquarisch-humanistischen Forschungen einen Platz 
einräumte. — Mit der Einführung der Reformation fiel natür- 
lich der geistliche Charakter der Universität und damit das 
Zölibat. So kam die Universität in nähere Beziehung zum 
bürgerlichen Leben. 
Wie in Wittenberg durch Friedrich den Weisen der Grundstock 
zu einer Universitätsbibliothek gebildet worden war, so wurde 
auch in Leipzig ein Anfang dazu gemacht, indem durch Kaspar 
Börners Sorge die Bibliothek des Paulinerklosters, etwa 600 
Bände stark, und dann die des Thomas= und des Minoritenklosters 
dazu geschlagen wurde. Christof von Carlowitz veranlaßte dann 
die Überführung der teils recht wertvollen Klosterbibliotheken 
von Altenzelle, Pegau, Salza, Petersberg, Klosterbuch und Pirna 
nach Leipzig. 
Neben den beiden albertinischen Hochschulen entwickelte sich 
eine dritte Universität für die ernestinischen Lande zu Jena. Mitten 
in dem Zusammenbruche seiner Herrschaft und seines Glücks hielt 
Johann Friedrich an dem Gedanken, eine höchste Bildungsstätte 
in dem ihm gebliebenen Reste zu eröffnen, fest. Da aber bei dem 
Uübelwollen Karls V. gegen die Begründung einer rein protestan- 
tischen Universität an ein kaiserliches Privilegium nicht zu denken 
war, so trat am 19. März 1547 ein Cymnasium academicum ins 
Leben, dessen Bestand durch drei ihm zugeschriebene Klöster ge- 
währleistet wurde. Der greise Kanzler des abgesetzten Kurfürsten, 
Georg Brück, und Nicolaus Amsdorf berieten die Neugründung, 
an der Victorin Strigel theologische und philosophische, Johannes 
Stigel philologische Vorlesungen hielt, der berühmte Arzt Johann 
Schröter der Medizin waltete. Von Anfang an war eine statt- 
liche Bibliothek da, indem Johann Friedrich die auf 3132 an- 
gewachsene Bibliothek Friedrichs des Weisen als sein privates 
Eigentum von Wittenberg hatte fortführen dürfen. Es dauerte 
noch mehrere Jahre, ehe Karls V. Nachfolger, Ferdinand I. den 
durch Johann Schröter vorgetragenen Bitten Gehör schenkte und 
am 15. August 1557 die erbetene Bestätigungsurkunde erteilte 
dann konnte die mit allen Rechten und Privilegien begabte Uni-
	        
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