Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Schulzwang nicht bestand und die Bauern nach gewohnter Art 
schwerlich sehr willig waren, ihre Kinder von der häuslichen oder 
von der Feldarbeit wegzuschicken und auch noch Geld dafür zu 
bezahlen, so mußten jene Anweisungen durch zahlreiche Verord- 
nungen am Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts 
wieder in Erinnerung gebracht werden. 
Geistiges Leben. 
Indem wir auch einen raschen Blick auf das geistige Leben 
werfen wollen, beginnen wir mit der Geschichtschreibung. 
Der um 1455 zu Leipzig geborene Dr. Erasmus Stella oder 
Stüler ließ sich 1497 in Zwickau nieder und wurde durch die 
Gunst Friedrichs des Weisen 1501 dort Bürgermeister (. 1521). 
Die Geschichte dieser Stadt, aber auch der meißnischen Lande 
und des Reichs zog er in den Bereich seiner von Fabeln und 
willkürlichen Erfindungen überreich durchwirkten Darstellung. Von 
ihm rührt u. a. jene merkwürdige Kunde her (s. B. I. 2, 1012), 
daß das Grabgedicht auf den Landgrafen Dietzmann in der Pau- 
linerkirche zu Leipzig von Dante verfaßt sei. Wenn es ihm darauf 
ankam, fälschte er auch Urkunden. Aber für seine Zeit war er 
eine angesehene Autorität, an den sich u. a. sein Freund Paul 
Lange, der Bosauer Mönch (Zeitzer Chronik, f 1536), und der 
von Melanchthon geförderte Bürgermeister Brotuff in ihren Ar- 
beiten anlehnten. Melanchthon selbst fand mehrfach Gelegen- 
heit, über die Geschichte seines Vaterlandes zu schreiben. Spala- 
tin ferner gab eine zuverlässige genealogische Darstellung des 
wettinischen Hauses; außerdem ist er als der Biograph Friedrichs 
des Weisen und Johannes des Beständigen bekannt. In Witten- 
berg schrieb ferner der aus Bietigheim i. Wül. gebürtige Johannes 
Carion sein Chronikon, das nach der üblichen Behandlung der 
vier Weltmonarchien in drei Büchern bis auf seine Zeit herab- 
führt; es zeichnet sich durch kritisches Urteil, vaterländischen Sinn 
und gutes Deutsch aus. Auf Veranlassung des Kurfürsten August 
führte Peucer das Werk in einem 4. und 5. Buche bis zu 
seiner Zeit weiter. Zeitgenössisch sind auch die Aufzeichnungen 
des vertrauten Sekretärs Heinrichs des Frommen Bernhard Freh-
	        
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