Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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diesem Landtage nahm auch Herzog Moritz teil, ohne irgend 
welchen Einspruch zu erheben. 
Da jedoch auch zwischen Heinrich und dem Kurfürsten die 
Stimmung nicht ungetrübt blieb, so suchte Georg sich den Bruder 
wieder näher zu bringen. Doch hatte die Zusammenkunft zu 
Schellenberg bei Chemnitz im September 1538 trotz mancher locken— 
den Versprechungen Georgs keinen Erfolg. Zu den Beratungen 
wurde auch der von Torgau herbeigerufene Moritz zugezogen. 
Die diesem mitgegebenen dringenden Warnungen des Kurfürsten 
ließen auch eine zweite Unterredung der Brüder zu Dresden am 
21. Oktober 1538 ergebnislos verlaufen. 
Nun griff Herzog Georg zu einem letzten Mittel. Am 
27. Januar 1539 verheiratete er seinen schwachsinnigen Friedrich 
mit der altgläubigen Tochter des Grafen Ernst von Mansfeld, 
Elisabeth. Aber der junge Ehemann starb schon am 26. Fe- 
bruar 1539. Des Vaters Hoffnung auf Nachkommenschaft er- 
füllte sich nicht. Er suchte nun, aber vergeblich, Moritz in seine 
Kreise zu ziehen. So tat Georg einen Schritt, der seine ganze Er- 
bitterung zeigte: er verfaßte ein Testament, durch das er Herzog 
Heinrich, falls er die Dinge nicht beim alten lasse und sich weigere, 
dem Nürnberger katholischen Fürstenbunde beizutreten, enterbte 
und Kaiser Karl V. und den römischen König Ferdinand als Erben 
einsetzte. Die einflußreichsten Männer der Landschaft wurden 
zu Testamentsvollstreckern ernannt. Doch lud der ständische Aus- 
schuß Heinrich und Moritz zu Verhandlungen hierüber nach Mitt- 
weida ein. Aber nur Heinrich erschien. Sich gedeckt fühlend durch 
den Schmalkaldischen Bund, lehnte er mit ungewohnter Energie 
alle ihm zugemuteten Zugeständnisse ab. 
Ehe die Verhandlungen weitergeführt wurden, starb Herzog 
Georg. Der Pfarrer von Dresden, Pater Eisenberger, soll den 
schon mit dem Tode Ringenden in zudringlicher Weise auf seinen 
Schutzheiligen, den Apostel Jakob, verwiesen haben. Da habe man 
auf Anraten des Leibarztes Dr. Roth den Lästigen entfernt, und 
dieser habe zum Herzog gesagt: „Gnädiger Herr! Ihr habt immer ein 
Sprichwort gehabt: Geradezu gibt die besten Renner! Drum so 
achtet nicht darauf, was Cuch diese von verstorbenen Heiligen und
	        
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