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dinger oder Freydiger über seinen Herrn. Sie sind voller
guter Beobachtungen und gesunden Humors.
Kurfürst Moritz, der selbst Geschichte machte, hatte natürlich
auch für ihre Schreibung großes Interesse. Er beauftragte den
1490 zu Glauchau geborenen Georg Agricola (Bauer) mit
der Abfassung einer deutsch zu schreibenden genealogischen Ge—
schichte des sächsischen Fürstenhauses. Dieser merkwürdige Mann
war übrigens für seine und noch für lange Zeit auch der genaueste
Kenner der sächsischen Mineralschätze. Er starb jedoch vor Vollen-
dung seines Werkes, am 21. November 1555 zu Chemnitz. Im
Auftrage des Kurfürsten August überarbeitete und setzte Agricolas
Arbeit fort Georg Fabricius, aber in lateinischer Sprache,
so daß etwas ganz Neues entstand, die Saxonia illustrata. Ihr
folgten 1569 die Res Misnicae (meißnische Geschichte) und die
erst nach seinem Tode (7 1571) von seinem Sohne Jakob 1609
herausgegebene Res Germaniae et Saxoniae memorabiles (Merk-
würdige Begebenheiten in Deutschland und Sachsen). — Der Feder
des Joachim Camerarius (1500—1574), des gelehrten und
zielbewußten Reformators der Leipziger Universität verdanken
wir eine Geschichte des Schmalkaldischen Krieges, des Nicäischen
Konzils, der böhmischen Brüder u. a. m. In vorderster Linie
aber stehen seine ausgezeichneten Biographien Melanchthons und
des Erfurter Humanisten Eobanus Hessus. Auch seine nach seinem
Tode herausgegebenen epistolae familiares (Briefwechsel mit
Freunden) sind reich an interessanten Beiträgen zur Zeit-
geschichte. — Von Kurfürst August wurde ferner Reiner Rei-
ncccius, ein Schüler Melanchthons, zum sächsischen Historio-
graphen bestellt, von dem u. a. 1570 die „Wahrhaffte Geschichte
der Meyßner“ erschien.
Kurfürst August ging aber in seinem Interesse für Geschichte
so weit, in Leipzig eine eigene Professur für dieses Fach zu er-
richten, als deren Inhaber seit 1581 der allerdings wenig be-
deutende Matthias Dresser erscheint. Daneben beschäftigte aber
August auch den Petrus Albinus (Weiße, geb. um 1540 zu
Schneeberg), der 1580 Professor der Dichtkunst und 1588 mit
200 Gulden Gehalt Staatsarchivar, Registrator der kurfürstlichen