Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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den deutschen Dramatikern, der das iambische und trochäische Vers- 
maß verwandte, schrieb auch eine leider verloren gegangene Ab- 
handlung über die deutsche Dichtkunst, vor allem aber schuf er 
Bühnendichtungen meist biblischen Charakters. Offenbar durch 
ihn angeregt, haben neben Rebhun und kurz nach ihm noch drei 
Dichter in Zwickau geschaffen, Hans Ackermann, Hans Ty- 
rolff, der sich einen Bürger von Kahla nennt, und Joachim 
Greff, der Sohn des Küsters an der Marienkirche. Der letz- 
tere sammelte auch historische Notizen zur sächsischen Geschichte, 
die Petrus Albinus benutzte. Neben Stoffen meist biblischen Cha- 
rakters beschäftigte ihn 1547 ein Passionsspiel auf den Sturz 
des unglücklichen Johann Friedrich des Großmütigen, der über- 
haupt viele Federn in Bewegung setzte. 
Jür die Ausbreitung aller wichtigen neuen Kenntnisse, Nach- 
richten aus der Ferne und der neuen Literaturproduktion sorgte 
der besonders durch die Reformation in Aufschwung gekommene 
Buchdruck und Buchhandel. In der Regel waren Drucker 
und Verleger in einer Person vereinigt; den Vertrieb besorgten 
die sog. Buchführer, die von Ort zu Ort zogen. Sie mußten 
freilich vorsichtig genug sein, falls sie vom Rate oder vom Landes- 
fürsten verbotene Schriften bei sich führten. 1528 ließ Herzog 
Georg den Laden Barthel Vogels zu Leipzig ganz schließen, weil 
er lutherische „Lästerschriften“ verkauft hatte. Später litten die 
Buchdrucker und -händler wieder unter den flacianischen und kröpto- 
calvinistischen Wirren. Welche Heimsuchungen hatte 1574 Ernst 
Vögelin zu Leipzig wegen der von ihm gedruckten Exregesis 
Derspicua (s. o. S. 100) zu erdulden! Umgedreht wurde einem 
Hallenser Buchhändler, der zu Crells Zeit eine Wagenladung 
gegen Calvin gerichteter Bücher in Leipzig auf den Markt bringen 
wollte, der ganze Vorrat konfisziert; er selbst wanderte ins Ge- 
fängnis. 
Kurfürst August legte zuzeiten dem Buchgewerbe harte 
Prüfungen auf. So erging im November 1569 ein kurfürstlicher 
Befehl an den Rat zu Freiberg, daß abgesehen von amtlichen 
Bekanntmachungen dort nichts mehr zu drucken sei, ein Edilt, 
das zugunsten des 1550 von Zwickau nach Freiberg verzogenen
	        
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