Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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er auf eigene Bewirtschaftung zurück. Hand in Hand mit dem 
ersteren System ging das Zerschlagen ungünstig liegender größerer 
Komplexe und allmählicher Verkauf zu kleineren Wirtschaften, eine 
ungemein segensreiche Maßregel, durch welche die Zahl der wirt- 
schaftlich selbständigen Existenzen erheblich vermehr wurde; viel- 
fach konnten da, wo bislang nur fünfzehn Köpfe ihre Nahrung 
gefunden hatten, von nun an ebenso viele Familien bestehen. 
Anderseits war der Kurfürst bemüht, durch günstige Gelegen- 
heitskäufe das Gebiet des Kammerguts zu erweitern und ab- 
zurunden. So hat der Kurfürst in den Jahren 1553—1564 ver- 
kauft oder auf Erbpacht gegeben 53 Vorwerke mit Einschluß einiger 
Klostergüter, sonst an Ackerland im einzelnen etwa 1350 Hufen. 
Gekauft hat er dagegen in derselben Zeit für 705025 Gulden 
Ländereien. 
Bei der Systemänderung im Jahre 1568 wurden fünf Vor- 
werksbefehlshaber ernannt und unter sie die damals vorhandenen 
72 Vorwerke verteilt. Die Vorwerksverwalter wurden dabei in 
dem Reskript vom 30. November genannten Jahres, durch das 
der Kurfürst zugleich den Eintritt der Kurfürstin in diese Ver- 
waltung anzeigte, dem Hofmeister seiner Gemahlin Abraham 
von Thumbshirn unterstellt. Das Ostravorwerk bei Dresden, 
das von der Kurfürstin als Musterwirtschaft ersten Ranges in 
eigene Verwaltung genommen wurde, war von jener Verteilung 
in Reviere ausgenommen; es hatte in Daniel Hardtmann 
einen eigenen tüchtigen Verwalter. 
Die Fruchtfolge war, soweit wir aus der für das Vorwerk 
zu Hohenstein gegebenen Instruktion von 1569 auf die übrigen 
schließen dürfen, fünfschlägig, und zwar wurden in fünf aufein- 
anderfolgenden Jahren je zweimal Korn, dann Hafer, dann Wicken 
und Erbsen gesät und danach dem Felde ein Jahr Brache gegönnt. 
Zur Aussaat wurde auf den Acker 2½ Scheffel sowohl Korn 
als Hafer und 1¼ Scheffel Erbsen und Wicken bestimmt. Dabei 
wurde auf gute Düngung gesehen, und zwar rechnete man auf 
den Acker Brache 30 Fuder Mist. Auch mit Mergel wurde ge- 
düngt, nach dessen Vorkommen überall im Lande Nachforschungen 
angestellt wurden. — Gern wurden auch fremde Getreidearten
	        
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