Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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grafen von Hessen aber verlangte Heinrichs Gemahlin bei einem 
Besuch in Hessen im August 1539, daß er seine Ansprüche seiner 
Tochter Agnes als Morgengabe mitgeben solle, mit der Moritz 
auf Anregung seiner Tante Elisabeth von Rochlitz seit dem Früh- 
jahr 1539 versprochen war. Es muß hierzu bemerkt werden, 
daß die Braut damals erst 12 Jahre zählte und ein vor- 
heriges Verlöbnis mit einem Braunschweiger Herzog erst aufgelöst 
werden mußte, anderseits Moritz mit seinen 18 Lebensjahren auch 
noch kein dringendes Bedürfnis zur Gründung eines eigenen Haus- 
standes zu empfinden brauchte. Katharina legte es bei der Abreise 
dem zurückbleibenden Sohne dringend ans Herz, sich nach dieser 
Richtung hin nicht endgültig zu binden, was dieser dahin inter- 
pretierte, daß er dem Landgrafen versprach, entweder nie oder nur 
seine Tochter zu heiraten. 
Bald nach Moritzens Rückkehr ins Elternhaus verbreitete sich 
das Gerücht von der schon früher erwähnten Doppelheirat Philipps 
von Hessen mit Margarethe von der Saal. Niemand faßte es 
gieriger auf als Katharina. Um sichere Kundschaft zu erhalten, 
kam sie auf den seltsamen Gedanken, Moritz zu Pfingsten 1540 
nach Hessen zu entsenden. Natürlich unterzog sich dieser der Sen- 
dung mit großer Freude, fand alles, wie der Mund der Leute 
berichtet hatte, namentlich da der Landgraf ihm gegenüber gar kein 
Hehl aus der Sache machte, ließ es sich aber nicht einfallen, der 
Mutter irgend etwas von dem Gesehenen und Gehörten zu be- 
richten. Diese aber hatte sich unterdessen selbst geholfen und die 
Mutter der Margarethe von der Saal am 2. Juni 1540 auf ihren 
sächsischen Besitzungen festnehmen und nach Dresden bringen lassen. 
Hier nahm sie sie selbst ins Verhör und erfuhr alles, was sie wissen 
wollte. 
Dem nach Hause zurückgekehrten Moritz erklärte die Mutter 
rund heraus, von der hessischen Heirat könne nun keine Rede 
mehr sein, und da sie den störrischen Sinn ihres Sohnes kannte, 
so beschränkte sie ihn in seinen Einkünften auf das Notwendigste 
und ließ ihn nach allen Richtungen hin überwachen. Moritz 
zeigte aber, daß er selbständig zu werden begann. Er wei- 
gerte sich, wahrscheinlich durch den Kurfürsten gewarnt, den
	        
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