Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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ausgedehnte Viehzucht. Seit dem Eintritte der Kurfürstin in 
die Verwaltung wurde besonders dem Rindvieh große Auf- 
merksamkeit gewidmet und die heimischen Bestände durch Ein- 
führung fremden Viehs ergänzt und verbessert. In den kurfürst- 
lichen Ställen war schweizerisches, friesisches, holsteinisches, li- 
tauisches Milchvieh eingestellt und wurde, wenn möglich, durch 
Leute, die in jenen Gegenden angeworben waren, abgewartet. Zu 
Schlachtzwecken wurden besonders polnische Ochsen vom Kurfürsten 
eingeführt, 1565 400 Stück, 1569 gar 1000, die dann natürlich 
nicht alle für die Hofhaltung gebraucht, sondern an die Fleischer 
verkauft wurden. — Auch die Schweinezucht war auf den 
Vorwerken bedeutend; bei dem großen Waldreichtum wurden die 
Tiere im Herbst auf die Eichelmast getrieben, in günstigen Eichel- 
jahren zu späterem Verkaufe auch bedeutende Posten hinzugekauft. 
Der Preis des Paares betrug 4—5 Gulden. — Gleichermaßen 
fand die Schafzucht bei der großen Nühzlichkeit dieses Tieres 
die gebührende Beobachtung des Kurfürsten. Im ganzen gab 
es 40 Schäfereien, die unter ebenso vielen Schafmeistern standen. 
Auch fremde Schafe, namentlich friesische, wurden zur Aufbesse- 
rung der Rasse eingeführt. — Hinter diesen eben behandelten Be- 
trieben stand die Pferdezucht erheblich zurück. Dagegen 
erfreute sich die Geflügelzucht der besonderen Fürsorge der 
Kurfürstin auf dem Ostravorwerke. Außer Hühnern, namentlich 
ausländischer Art, wurden da Enten, Gänse, Schwäne, Pfauen, 
Feldhühner, Turteltauben usw. gehalten. Auch waren hier eine 
Anzahl Murmeltiere stationiert, die dem Verwalter Daniel Hardt- 
mann wegen ihrer Nagewut sehr verhaßt waren; aber seine unter- 
tänigst angebrachten Beschwerden fanden bei der Kurfürstin kein 
Gehör, weil diese für ihre medizinischen Quacksalbereien unbe- 
dingt des „Murmentenschmalzes“ benötigte. 
Auf dem Ostravorwerke wurden aber auch in einem gut 
bestellten „Bienengärtlein“ die Honig= und Wachsbereite- 
rinnen gezüchtet. Dazu kam der Ertrag der Zeidelweide, d. h. 
der in den Wäldern ausgeschnittenen wilden Bienenstöcke. Bei 
dem hohen Preise des Zuckers spielte der Honig eine ganz andere 
Rolle wie heute. Des Wachses aber bedurfte man, namentlich zu
	        
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