Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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24. Januar 1604 und 29. Juli 1606 die strengste Rechtgläubigkeit 
eingeschärft. 
In seiner Voreingenommenheit gegen den Calvinismus hielt 
der Kurfürst die Bekenner dieser „Sekte“ jeder Schandtat für 
fähig. Als er sich im April 1603 unweit des Ortes Juden- 
berg im Amt Gräfenhainichen nördlich von Bitterfeld auf der 
Auerhahnjagd befand, fiel ein Schuß, den nach seiner beim 
ersten Verhöre gemachten Angabe ein Strolch zum Zeichen für 
einen Genossen, der dann auch aufgegriffen wurde, abgegeben 
hatte. Ohne daß sonst ein Anhalt dazu vorlag, redete der Kur- 
fürst sich ein, daß dahinter eine auf sein Leben gerichtete cal- 
vinische Verschwörung stecke; das wurde dann durch die Folter 
auch in die beiden Vagabunden hineininquieriert, ebenso wie die 
Namen der Anstifter, die man an dem Hofe des zum Heidel- 
berger Katechismus sich bekennenden Fürsten Johann Georg I. 
von Anhalt in der Person des Kanzlers Laurentius Biedermann 
und des Oberstleutnants Heinrich von Dünau suchte. Deren Aus- 
lieferung wurde zwar vergeblich verlangt, doch wagte der An- 
halter auch nicht, sie ihrer Haft zu entlassen, in der Biedermann 
1605, von Dünau 1609 starb; die beiden Vagabunden aber, 
deren Konfrontation mit den beiden Genannten Christian ohne 
Grund verweigert hatte, wurden am 29. Januar 1605 unter 
Anwendung der üblichen Grausamkeiten hingerichtet. 
Auf dem genannten Reichstage zu Regensburg verhielt sich 
Christian II. genau so wie der Administrator. Sachsen half 
im Verein mit den drei geistlichen Kurfürsten die von Kur- 
pfalz und Kurbrandenburg geforderte Revision der Reichskammer- 
gerichtsurteile überstimmen; es ging auf dem obersächsischen Kreis- 
tage den andern Ständen an Opferwilligkeit für den Kaiser voran, 
indem es sich zu 34586 Reichstaler jährlichen Beitrags gegen die 
Türken verpflichtete. Und doch handelte es sich nicht allein um die 
Türken, sondern um den Aufstand des ungarischen Magnaten 
Stephan Bocskai zur Zurückweisung der von Habsburg ange- 
strebten Durchbrechung der ungarischen Freiheiten und Verfolgung 
der zahlreichen ungarischen Protestanten. Wie in Ungarn wur- 
den in offenkundiger Weise die Evangelischen in den Landen Ferdi-
	        
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