Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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gebet eingeschlossen hatte. So erteilte Rudolf am 9. Juli 1609 
den sog. „Majestätsbrief“, durch den allen Bewohnern Böh— 
mens, auch den Bauern, das Bekenntnis der evangelischen Religion 
freigestellt wurde. Kurfürst Christian ordnete, froh des Gelingens 
seiner Intervention und des Sieges des Evangeliums für den 
30. August ein Dankfest im ganzen Lande an. 
Augesichts aber der sonst offen und mit Erfolg hervortretenden 
Gegenreformation lag der Gedauke eines Zusammenschlusses aller 
evangelischen Stände nahe genug. Völlig von diesem Gedanken 
erfüllt war der in pfälzische Dienste getretene Fürst Christian 
von Anhalt. Nachdem er im Jahre 1606 in Paris König Hein- 
rich IV. bereit gefunden, einen solchen Bund durch Übernahme 
von zwei Fünfteln der militärischen Kosten zu unterstützen, traten 
auf sein Betreiben am 12. Mai 1608 zu Ahausen im Ansbachischen 
die Pfalz, Herzog Johann Friedrich von Württemberg, die Mark- 
grafen von Ansbach, Kulmbach und Baden und Wolfgang Wil- 
helm von Pfalz-Neuburg zu einem sich „Union“ nennenden Bunde 
zusammen, dessen Leitung der Pfalz anvertraut wurde. Es sollte 
das aber zunächst nur der Grundstock zu einem allgemeinen evan- 
gelischen Bunde sein. Man rechnete also vor allem auf den 
Zutritt Norddeutschlands, und Friedrich IV. von der Pfalz war 
gern erbötig, gegebenenfalls die Leitung an Sachsen abzugeben. 
Aber trotzdem versagte sich Sachsen diesen Werbungen, während 
Kurbrandenburg und Landgraf Moritz von Hessen im Laufe des 
Jahres 1609 beitraten. Abgesehen von der alten Abneigung gegen 
die Pfalz und alles Calvinische, trat neuerdings noch die Jilich- 
Clevesche Erbfolgefrage, von der sogleich noch zu sprechen sein 
wird, dem Eintritte in die „Union“ entgegen. 
Die Einung der Evangelischen rief aber auch die Katholiken 
auf den Plan, die sich auf Anregung Maximilians von Bahern 
ebenfalls zu einer „Union“ oder „Defension“, die späterhin erst 
den Namen „Liga“ annahm, zusammenschlossen. Ein Vertrag vom 
10. Juli 1609 einte unter Maximilians Führung die Bischöfe 
von Passau, Regensburg, Augsburg, Konstanz, den Abt von 
Kempten und den Propst von Ellwangen zunächst auf neun 
Jahre. «
	        
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