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Friedrichs V. von der Pfalz, von einer geheimen Denkschrift des
Erzherzogs Maximilian Kenntnis wurde, die eine spanische Militär—
diktatur in Deutschland zugunsten der Wahl Ferdinands von Steyer
empfahl und von Sachsen sehr geringschätzig sprach, ließ er sich
doch durch einen persönlichen Besuch des Kaisers Matthias, der
vom 25. Juli bis 13. August 1617 währte, für die Königswahl
Ferdinands gewinnen. Gefördert wurden die Ziele der Habs-
burger besonders durch den Oberhofprediger Hos von Hoönegg,
der, wie zeitgenössische Anspielungen deutlich verraten, nicht un-
empfänglich war gegen „den goldenen Samen Perus“, wie übri-
gens auch andere Mitglieder des kurfürstlichen Rats. Er war
1580 als Protestant zu Wien geboren worden, hatte zu Witten-
berg studiert und dort seit 1600 Vorlesungen gehalten, die von
Haß gegen den Papismus, von noch heftigerem Grimm aber
gegen den Calvinismus erfüllt waren. 1603 war er Super-
intendent zu Plauen geworden und von da nach Dresden be-
rufen worden.
Zur Beobachtung des Kurfürsten ließ der Kaiser den Grafen
von Zollern zurück. Dieser konnte seine Freude daran haben, wie
weder der Besuch des brandenburgischen noch des pfälzischen Kur-
fürsten Johann Georg in seinen politischen Grundsätzen schwan-
kend zu machen vermochte. Seines Luthertums sicher, tat er
sich etwas darauf zugute, die neue Kardinalswürde Khlesls bei
dem Besuche des Kaisers völlig ignoriert zu haben, und vom
Tage vor der Abreise der kaiserlichen Herrschaften, vom 12. Aug.
1617, war das kurfürstliche Ausschreiben datiert, das zur 100=
jährigen Jubelfeier der Reformation vom 31. Okt. bis 2. Nov.
aufforderte, „weil das Licht des Heiligen Evangelü diese hundert
Jahre hell in unserem Kurfürstentume und Landen geschienen,
der Allerhöchste auch solches wider alles Wüten und Toben des
höllischen Feindes und dessen Schuppen gnädiglich erhalten“. Die
kurfürstlichen Hoftheologen aber forderten alle Geistlichen und
Professoren der reinen evangelischen Kirche Deutschlands und
des Auslandes zu gleicher Feier auf. Kanzel und Katheder hallten
dann an den Festtagen wider von Invektiven gegen Papisten
und Sakramentierer, die ihrerseits die Antwort nicht schuldig