Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Friedrichs V. von der Pfalz, von einer geheimen Denkschrift des 
Erzherzogs Maximilian Kenntnis wurde, die eine spanische Militär— 
diktatur in Deutschland zugunsten der Wahl Ferdinands von Steyer 
empfahl und von Sachsen sehr geringschätzig sprach, ließ er sich 
doch durch einen persönlichen Besuch des Kaisers Matthias, der 
vom 25. Juli bis 13. August 1617 währte, für die Königswahl 
Ferdinands gewinnen. Gefördert wurden die Ziele der Habs- 
burger besonders durch den Oberhofprediger Hos von Hoönegg, 
der, wie zeitgenössische Anspielungen deutlich verraten, nicht un- 
empfänglich war gegen „den goldenen Samen Perus“, wie übri- 
gens auch andere Mitglieder des kurfürstlichen Rats. Er war 
1580 als Protestant zu Wien geboren worden, hatte zu Witten- 
berg studiert und dort seit 1600 Vorlesungen gehalten, die von 
Haß gegen den Papismus, von noch heftigerem Grimm aber 
gegen den Calvinismus erfüllt waren. 1603 war er Super- 
intendent zu Plauen geworden und von da nach Dresden be- 
rufen worden. 
Zur Beobachtung des Kurfürsten ließ der Kaiser den Grafen 
von Zollern zurück. Dieser konnte seine Freude daran haben, wie 
weder der Besuch des brandenburgischen noch des pfälzischen Kur- 
fürsten Johann Georg in seinen politischen Grundsätzen schwan- 
kend zu machen vermochte. Seines Luthertums sicher, tat er 
sich etwas darauf zugute, die neue Kardinalswürde Khlesls bei 
dem Besuche des Kaisers völlig ignoriert zu haben, und vom 
Tage vor der Abreise der kaiserlichen Herrschaften, vom 12. Aug. 
1617, war das kurfürstliche Ausschreiben datiert, das zur 100= 
jährigen Jubelfeier der Reformation vom 31. Okt. bis 2. Nov. 
aufforderte, „weil das Licht des Heiligen Evangelü diese hundert 
Jahre hell in unserem Kurfürstentume und Landen geschienen, 
der Allerhöchste auch solches wider alles Wüten und Toben des 
höllischen Feindes und dessen Schuppen gnädiglich erhalten“. Die 
kurfürstlichen Hoftheologen aber forderten alle Geistlichen und 
Professoren der reinen evangelischen Kirche Deutschlands und 
des Auslandes zu gleicher Feier auf. Kanzel und Katheder hallten 
dann an den Festtagen wider von Invektiven gegen Papisten 
und Sakramentierer, die ihrerseits die Antwort nicht schuldig
	        
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