Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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des Konfliktes hingewiesen. Johann Georg ließ sich aber auch 
selbst durch seine Agenten Hans Hofmann von Berbisdorf, genannt 
Zeidler in Wien und Friedrich Lebzelter in Prag über die Dinge 
auf dem Laufenden erhalten. Ferner schrieb er nach eingehender 
Beratung mit seinen Geheimen Räten von Pöllnitz, von Branden- 
stein, von Schönberg, Christof und Joachim von Loß am 2./12. 
Juli Versöhnlichkeit anratend sowohl an die böhmischen Stände 
als an den Kaiser, an letzteren noch einmal am 18./28. Juli, 
indem er ihm die nochmalige ausdrückliche Bestätigung des Maje- 
stätsbriefes und die Erledigung der religiösen Zwistigkeiten nach 
Maßgabe dieser Urkunde dringend anempfahl; militärische Hilfe 
lehnte er ab mit der Hoffnung, daß es ja wohl zu Extremitäten 
nicht kommen werde. Schon aber ließ der Kaiser zwei Heer- 
haufen unter Dampierre und Boucquoi in Böhmen einrücken, 
die aber wenig Fortschritte machten. Im Gegenteil bemächtigten 
sich unter Führung des Grafen Ernst von Mansfeld die Auf- 
ständischen am 21. Nov./1. Dez. 1618 der zweitgrößten Stadt 
des Königreichs, Pilsens, und überdies ergriffen die Schlesier Partei 
für ihre böhmischen Glaubensgenossen. 
Trotzdem so die nicht gehofften „Extremitäten“ schon völlig 
im Gange waren, hielt der Kurfürst an seiner „Interpositions- 
politik“ fest. Aber der erste von ihm auf den 10./20. Januar 
1619 angesetzte „Interpositionstag“ kam trotz aller Bemühungen 
des Kurfürsten nicht zustande und ehe der neue für den April 
festgesetzte Tag herankam, starb der schon lange kränkelnde Kaiser 
Matthias am 10./20. März 1619. Alsbald warben die Böhmen 
um die Gunst des Kurfürsten; die Partei des Grafen Schlick 
dachte sogar daran, ihm die böhmische Königskrone anzutragen. 
Johann Georg dagegen beharrte auch dem neuen König Ferdinand 
gegenüber mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit auf seiner neu- 
tralen Interpositionspolitik, obgleich ihm Ferdinand im April 
1619 mit seiner Bitte, das Markgrafentum Oberlausitz in seinen 
besonderen Schutz zu nehmen, einen recht deutlichen Wink gab. 
Ungefähr gleichzeitig aber bemühte sich Friedrich V. von der Pfalz 
in seiner nunmehrigen Stellung als Reichsvikar seinen sächsischen 
Kollegen zu energischen Maßnahmen von Reichs wegen gegen 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 17
	        
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