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einen Angriff Wallensteins abwarten können. Aber als er hörte,
daß Pappenheim nach Halle entsandt, Wallenstein aber von Weißen-
fels auf Lützen zurückgegangen sei, stand sein Plan fest, sich zwischen
Wallenstein und Pappenheim zu schieben und die Verbindung
mit dem Kurfürsten herzustellen. So rückte er am 5./15. Nov.
von Naumburg auf Lützen zu. Sofort sandte Wallenstein an
Pappenheim nach Halle, daß „der Herr alles stehen und liegen
lassen und mit allem Volk und Geschütz herankommen solle“. Am
Spätmorgen des 6./16. Nov. 1632 eröffneten die Schweden den
Angriff auf die nördlich der Frankfurter Straße angebrachten
Verschanzungen Wallensteins. Nach heißem Ringen hatten die
Schweden mit ihrem vom Könige selbst befehligten Flügel die
Gegner aus ihrer Stellung verdrängt und damit von ihrer Rück-
zugslinie auf Markranstädt-Leipzig abgeschnitten. Da erscheint
zur rechten Stunde Pappenheim und stellt das Treffen wieder
her. Aber er wird tödlich verwundet und stirbt am folgenden Tage
in der Pleißenburg zu Leipzig. Seinen nunmehr wankenden und
auch durch einfallenden Nebel unsicher gewordenen Scharen bringt
Octavio Piccolomini Hilfe. Allenthalben zeigt sich Wallenstein
und treibt, selbst unverwundbar scheinend, seine Scharen in den
tödlichen Kampf. An diesem Widerstande bricht sich die Kraft
der angreifenden besten schwedischen Regimenter, des gelben und des
blauen. Als der König persönlich ein neues Regiment heranführt,
wird er verwundet und erhält bald danach den todbringenden Schuß.
Der Tod des geliebten Königs entflammt die Schweden zu einem
letzten wütenden Angriff, der sie zwar in den Besitz des Schlacht-
feldes bringt, aber nicht zur Abschneidung der feindlichen Rück-
zugslinie. Den Oberbefehl über die Schweden übernahm Herzog
Bernhard von Sachsen-Weimar, Wallenstein aber zog sich, seine
Stellung als unhaltbar erkennend, nach Böhmen zurück und
ließ nur in den wichtigeren Plätzen des Erzgebirges Garnisonen.
Auch aus diesen wurden die Kaiserlichen von Bernhard und
dem mir ihm verbundenen Hofkirch noch vor Ablauf des Jahres
vertrieben. Dann erschien am Weihnachtstage 1632 in Dresden der
geniale schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna, „um Kursachsens
Intentionen zu erfahren“. Daß der Kurfürst unter den obwaltenden