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kühle Beobachter des merkwürdigen Mannes sehr skeptisch gegen-
über. Immerhin meinte er: „Wäre es ein Ernst, so hätten
wir nächst Gott gewonnenes Spiel!“ und mahnte Arnim, auf
Wallensteins Abfall hinzuarbeiten. Wie mußte nun Arnim zu-
mute werden, als dem Heimkehrenden ein Brief Wallensteins vom
2. Sept. eingehändigt wurde, in dem ihn dieser eben wegen dieser
Reise hart tadelte, für deren Erfolg er dem Ausreisenden reiche
Glückwünsche mitgegeben hatte. Und das wurde fast noch über-
boten durch das nach seiner Rückkehr ins Lager von Schweidnitz
am 24. Sept. gestellte Ansinnen, sich mit den Kaiserlichen zu
vereinigen, nach dem Rheine zu marschieren und die Schweden
„herauszuschmeißen“. Mit Fug und Rechk lehnte nun Arnim,
der soeben auch noch den brandenburgischen Kurfürsten für jenen
andern Plan gewonnen hatte, jede weitere Verhandlung ab, hat
auch nie wieder Wallenstein Vertrauen entgegengebracht.
Nach Abbruch der Verhandlungen begann Wallenstein die
Feindseligkeiten gegen Sachsen nach dem schon zweimal ange-
wandten Schema. Gallas, an Holcks Stelle getreten, verwüstete
in Sachsen, was etwa noch nicht verwüstet war, und zwang da-
durch Arnim, sich von Thurn und Duwall zu trennen. Die
Schweden aber besiegte Wallenstein am 10. Okt. n. St. zu Steinau
und machte zahlreiche Gefangene, unter denen sich Duwall und
vor allem Graf Thurn befanden. Letzterer wurde mit den andern
schwedischen Offizieren, zum tiefsten Verdrusse des Kaisers, ent-
lassen, allerdings unter der Bedingung, daß alle noch in schwe-
dischem Besitze befindlichen schlesischen Plätze kapitulierten, so auch
mit mehreren andern Breslau. Sogar Frankfurt a. O. kam in
Wallensteins Gewalt. Dann zog er nach der Lausitz, erstürmte
Görlitz, brachte durch Verhandlungen Bautzen an sich, bedrohte
Dresden. Sein Hauptquartier nahm er zu Leitmeritz.
Dem entsetzten Kurfürsten wurde Hilfe von ganz unerwarteter
Seite. Am 14. Nov. u. St. 1633 fiel Regensburg in die Hände
Bernhards von Weimar, am selben Tage, an dem Wallenstein
trotz aller Nachrichten und trotz der kaiserlichen Bitten dem Kaiser
mit eigensinniger Hartnäckigkeit geschrieben hatte: „daß der Herzog
von Weimar seine Intentionen gegen Regensburg gerichtet, hat