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um die neuen kaiserlichen Truppenvereinigungen in Böhmen zu
stören. Bei Jankau oder Jankowitz, nördlich von Tabor, besiegte
er die vereinigten Generale Gallas, Hatzfeld, Johann von Werth
und Götz am 24. Febr./6. März 1645. Er eroberte dann Mähren
und drang tief in das Erzherzogtum Osterreich vor.
Trotzdem nun Sachsen völlig wehrlos und ohne Aussicht
auf Hilfe der Willkür des Siegers offen stand, blieb der Kurfürst
allen Waffenstillstands bietungen gegenüber taub. Er mußte
erst die meisten seiner Städte, vor allem auch Meißen mit dem
wichtigen Elbübergange in den Händen der Schweden sehen, es
mußten diese erst ihm jegliche Einkünfte abschneiden und die
Drohung zu verwirklichen beginnen, das Land völlig zu einer
Wüste machen zu wollen, ehe er den vereinten Bitten seiner Fa-
milie und den Vorstellungen getreuer und vernünftiger Räte nach-
gab. Nun schickte der Kaiser zwar den Grafen Megau nach
Dresden; der konnte aber doch nur in gewohnter Weise die weitest-
gehenden Versprechungen bringen. So wurde zu Kossebaude bei
Dresden am 27. Aug./6. Sept. 1645 ein Waffenstillstand, zu-
nächst nur auf sechs Monate abgeschlossen. Die Schweden hatten
anfangs unbedingte Neutralität gefordert, der Kurfürst unter Hin-
weis auf seinen dem Kaiser geleisteten Eid energisch abgelehnt.
Die Schweden ließen ihm dann die Beruhigung, daß er seine
von der Reichsarmee herbeigezogenen drei Regimenter dem Kaiser
wieder nach Böhmen schickte; die drei übrigen behielt er im Lande.
Von den Städten blieb nur noch Leipzig in den Händen der
Schweden, in Torgau wurde die Hälfte der Besatzung aus Schwe-
den gebildet. Der Kurfürst zahlte monatlich 11000 Taler Kon-
tribution, lieferte die nötigen Lebensmittel und ließ den Schweden
jederzeit den Durchzug frei. Unter vielen Entschuldigungen teilte
der Kurfürst dem Kaiser das Geschehene mit.
So segensreich der Stillstand augenblicklich empfunden wurde,
so sollte er doch bloß kurze sechs Monate dauern. Um eine Ver-
längerung zu hintertreiben, schickte der selbst als Flüchtling vor
den Schweden zu Regensburg aufhältliche Kaiser einen außer-
ordentlichen Gesandten, Herrn Ulrich Adam Poppel von Loblowitz
nach Dresden mit schönen Versprechungen von Hilfe und Be-