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lohnungen und mit dem Hinweis, daß solch Waffenstillstand Durch-
brechung des Reichsrechts bedeute. Der geängstete Kurfürst ließ
sich nun nicht bloß von seinen Geheimräten, sondern auch von
seinen Gewissensräten, dem Dresdener Superintendenten Strauch
und dem Oberhofprediger Weller — Hos von Hoënegg war am
4. März 1645 gestorben — Gutachten aufsetzen. Sie lauteten
zum Verdruß des kaiserlichen Bevollmächtigten alle für den Aus-
gleich mit Schweden. Die Ungeduld der Schweden drängte, da
der alte Waffenstillstand schon abgelaufen war; der kaiserliche
Spezialgesandte kramte aber noch immer Aussichten und Ver-
sprechungen aus; trotzdem wurde schließlich am 31. März/10.
April 1646 zu Eilenburg der neue Vertrag unterzeichnet.
Die Bedingungen waren dieselben wie zu Kossebaude; nur
daß die Verlängerung nicht, wie der Kurfürst unsinnigerweise
gewollt, nur auf 4—5 Monate, sondern bis zum definitiven
Friedensschluß gelten und die Kontribution monatlich nur
noch 8000 Reichstaler betragen sollte. Die Ratifikation durch
den Kurfürsten erfolgte am 17. April. Natürlich ließ er als-
bald eine Rechtfertigungsschrift an den Kaiser abgehen, worin sich
übrigens mit Bezug auf eine Außerung Lobkowitzens, als werde
der Waffenstillstand dem Lande mehr Verderben bringen, als
der Krieg, die treffende Bemerkung findet: „Freilich ein Stein,
der auf das Glas fällt, zerbricht dasselbe, und das Glas, das
auf den Stein fällt, zerbricht wohl auch; doch ist es leidlicher, wenn
das Glas unversehens auf den Stein fällt, als wenn man den
Stein selbst darauf wirft.“ — —
So wenig der Kurfürst dem Waffenstillstand und den Schweden
hold war, so hatte er doch alle Ursache, den letzteren dankbar zu
sein, da sie sein und seiner Söhne Leben vor einem der wilden Ge-
sinnung jener Zeit entsprechenden Anschlage bewahrten. Ein
schwedischer Oberst, Jakob Wanke, der vom Kurfürsten für die
Plünderung seines Gepäcks durch sächsische Soldaten nicht ge-
nügenden Ersatz erhalten zu haben glaubte, hatte alle Vorberei-
tungen getroffen, um im Herbst 1647 den Kurfürsten samt seinen
Söhnen in Dresden zu ermorden. Ein Fähndrich seines Dra-
gonerregiments, Andreas Hoffmann, dem dabei die Hauptrolle