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ansehen müssen, wie Kirchen, Universitäten und Schulen, welches
doch die rechten plantaria und fulera ecclesiae et rei publicae
sind, durch deren Erhaltung allen regnis und imperüs Glück,
Gottes Segen und gedeihliches Aufnehmen zuwächset, fast aller-
orten zugrunde gehen wollen, dadurch aber anders nicht als mit
der Zeit eine barbaries und ruchloses Leben in diese Lande ein-
schleichen dürfte.“ — Unschätzbar ist auf diesem Gebiete das Ver-
dienst der evangelischen Pfarrherren, die nicht nur getreulich ihre
schwindenden Gemeinden zusammenhielten und, von den ligistischen
und kaiserlichen Truppen in der Regel selbst am meisten gequält,
deren Nöte teilten, sondern sich auch, soweit es möglich, noch um
die christliche Unterweisung der Jugend kümmerten. In den
thüringischen Landen war vornehmlich Herzog Ernst der
FJromme von Gotha, der am 24. Dez. 1601 als der nächst-
älteste Bruder Bernhards von Weimar zu Altenburg geboren
war und der Begründer des Gothaischen Hauses wurde, seit 1610
eifrig für den Volksunterricht in seinen Landen tätig. Er gab
1648 die bahnbrechende Gothaische Schulordnung, die vielfach nach-
geahmt wurde. — —
Da dem Kaiser bei seiner zunehmenden Kränklichkeit daran
lag, die Erbfolgefrage zu regeln, so lud er die Kurfürsten zu
einer vorläufigen Zusammenkunft für den Herbst 1652 nach Prag
ein. Alle wurden sie durch Festlichkeiten und durch Eingehen
auf besondere Wünsche gewonnen. Dann wurde ein Wahltag
nach Augsburg berufen und dort am 31. Mai 1653 einstimmig des
Kaisers ältester, damals 19 Jahre alter Sohn Ferdinand zum
Nachfolger gewählt. Die Krönung erfolgte am 18. Mai zu
Regensburg durch den Kurfürsten von Mainz.
Am 30. Juni desselben Jahres ward dann zu Regensburg
der Reichstag durch den Kaiser in Person eröffnet; es geschah
dies zum letzten Male während der Dauer des alten Reichs.
Da nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens in reli-
giösen Angelegenheiten nicht mehr nach Majoritäten beschlossen
werden sollte — hatten doch nach dem Zutritte Bayerns im
Kurkollegium die Katholiken mit fünf Stimmen gegen drei die
ständige Majorität — so lag der schon früher aufgetauchte Ge-