Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 341 — 
von Klengel im Januar 1664 nach Paris mit dem Antrage einer 
Allianz, von der er sich namentlich klingende Erfolge versprach. 
Ludwig XIV. ließ sofort seine Freude darüber aussprechen, daß 
der Kurfürst im Interesse des Reichs (2) „die früheren Grund- 
sätze“ des mit der Krone Frankreich so häufig innig verbunden 
gewesenen sächsischen Fürstenhauses wieder ausgenommen habe. 
Um nun seinen kaiserfreundlichen Geh. Rat zu umgehen und 
zu hintergehen, ernannte der Kurfürst, aber insgeheim und nur 
mit Vorwissen und Erlaubnis des Mainzers Reiffenberg, der 
übrigens ein Abenteurer ersten Ranges war, zum Präsidenten des 
sächsischen Staatsrates lediglich für die Mainzischen und fran- 
zösischen Angelegenheiten mit einem Vierteljahrsgehalt von 4000 
Talern bei völlig freier Wohnung und Verpflegung für sich und 
seine Dienerschaft! Und dieser schloß nun am 12. April 1664 
einen Bündnisvertrag mit dem französischen Gesandten Herrn 
von Gravel ab, das zwar nur defensiv sein und die Aufrecht- 
erhaltung des Westfälischen Friedens garantieren sollte, aber den 
Kurfürsten in Wahrheit zum Vasallen des französischen Königs 
machte. „Subsidien“ wurden zwar nicht sofort gezahlt, aber 
freundlichst in Aussicht gestellt. 
Es war ein Meisterstück Reiffenbergs, daß er zur selben 
Zeit in Wien dem Kaiser Leopold die französische Teilnahme an 
der Exekution gegen Erfurt, über das nun auch die Oberacht ver- 
hängt worden war, plausibel zu machen wußte. Gleichzeitig ver- 
sicherte er hier wie in Paris den Willen des Kurfürsten, zur katho- 
lischen Kirche überzutreten, während man in Regensburg in den 
beteiligten Kreisen schon die Frage behandelte, ob Sachsen das 
Direktorium im Corpus Evangelicorum behalten dürfe. Johann 
Georg aber fuhr fort, den Erfurter Rat zur Unterwerfung auf- 
zufordern und stellte dem Mainzer unter Reiffenbergs Führung 
für die im September 1664 begonnene Exekution 1500 zur Be- 
setzung sächsischer Lehndörfer ins Erfurter Gebiet geschickte Reiter 
zur Verfügung. So erfolgte am 15. Okt. 1664 die Kapitulation 
der Stadt, am 21. Okt. hielt der Erzbischof seinen Einzug, wo- 
bei er der Stadt die dann von ihm auch eingehaltene Zusicherung 
einer allgemeinen Amnestie und der Religionsfreiheit gab.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.