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vieler anderer deutschen schlecht apanagierten Fürstensöhne der da-
maligen Zeit folgend, trat im August 1691 zur katholischen
Kirche über und zu gleicher Zeit auch in den Priesterstand. Er
erhielt vom Kaiser Leopold I. das Bistum Raab, wurde 1706
Erzbischof von Gran und Kardinal und entwickelte eine beson-
ders nachdrückliche Tätigkeit in der Proselytenmacherei. Die Kon-
version des Kurfürsten Friedrich August I. im Jahre 1697 war
wesentlich sein Werk. Er gewann auch seinen regierenden Bruder
Moritz Wilhelm, der in aller Stille am zweiten Weihnachtsfeier-
tage 1715 in seine Hände das katholische Glaubensbekenntnis
ablegte, und seinen Neffen Moritz Adolf, den Sohn eines jün-
geren Bruders. Die mit Rücksicht auf seine Gemahlin Maria
Amalia, eine Tochter des Großen Kurfürsten, und auf seine Ad-
ministratorenstelle bisher beobachtete Geheimhaltung ließ er, durch
jesuitische Agenten seines Bruders ermahnt, im April fallen und
bekannte sich in der katholischen Kapelle der Leipziger Pleißen-
burg zu seiner neuen Religion. Infolgedessen entzog ihm das
Naumburger Kapitel die Administratur; in dessen Sinne entschied
auch das vom Herzog angerufene kurfürstliche Obergericht, und
nun verzichtete der Herzog im Mai 1717 gegen eine Jahres-
rente von 35000 Gulden.
Da nun die schönen Einkünfte vom Bistum fehlten, vom
Kaiserhofe aber keine Geldhilfe den Konvertiten belohnte, ander-
seits die Gläubiger recht ungestüm mahnten, so wurde der Herzog
trotz der auf Schloß Weida angestellten brünstigen Religions-=
übungen seines neuen Glaubens doch nicht recht froh. Schließlich
veranstaltete seine Gemahlin zu Weida ein Religionsgespräch
zwischen dem jesuitischen Rate ihres Gatten Schmelzer und dem
berühmten Halleschen Theologen August Hermann Francke und
veranlaßte dadurch am 16. Okt. 1718 den Rücktritt Moritz Wil-
helms zur protestantischen Kirche. Doch starb er schon einen
Monat später, am 16. Nov. 1718 an den Pocken. Da seine beiden
Söhne vor ihm gestorben, der Bruder und der einzig überlebende
Neffe zum Katholizismus übergetreten waren und sich dem geist-
lichen Stande gewidmet hatten, so ging mit Moritz Wilhelm
auch die Linie Sachsen-Zeitz zu Grabe.
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