Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 379 — 
der beiden Neitzschütz, die mit ihrer Zukunft doch auf den guten 
Willen des Kaisers angewiesen waren. Im Januar 1693 er- 
schien als kaiserlicher Gesandter Graf Sternberg, dessen Mission 
unterstützt wurde durch die im gleichen Monate erfolgende Über- 
gabe des englischen Hosenbandordens, den ihm Wilhelm III., das 
Haupt der großen Allianz, in leicht zu durchschauender Absicht 
übersandte. Der kaiserliche Gesandte forderte 12000 Mann, erst 
für 300000 Taler; dann legte er bei dem Vertragsabschluß vom 
2. März n. St. 1693 noch 100000 Taler zu. Aber von Schöning 
durfte gar nicht die Rede sein! 
Zur selben Zeit, und zwar offenbar in idealem Zusammen- 
hange mit den eben erwähnten Verhandlungen betrieb und er- 
reichte im Februar 1693 der sächsische General von Friesen zu 
Wien die Erhebung des Fräuleins von Neitzschütz zu einer Reichs- 
gräfin von Rochlitz. In derselben Zeit aber auch schmachtete 
Schöning in seinem Gefängnis auf dem Spielberg bei Brünn, 
sein Zimmer mit zwei Bedienten, die hinter einer spanischen Wand 
schliefen, teilend, vor der Türe mit zwei Wachen und nicht ein 
einziges Mal an die frische Luft gelassen. 
Die Nachricht von der Wiedereroberung Heidelbergs durch 
die Franzosen ließ den Kurfürsten in raschem Aufbruch von Leipzig 
aus am 31. Mai n. St. ins Feld ziehen. Zwar hatte man 
ihm kaiserlicherseits das Oberkommando bewilligt, aber der längst 
im Felde erprobte Kommandeur der schwäbischen und fränkischen 
Reichstruppen, Markgraf Ludwig von Baden, ignorierte ihn ge- 
flissentlich, so daß Kurfürst Johann Georg auf einen Wink von 
Wien aus sich mit dem Kommando des rechten Flügels begnügte. 
Aber auch hier setzte der in brandenburgische Dienste getretene 
Marschall seines Vaters, Heino von Flemming, die ihm gebührende 
Achtung auf die Seite. Den Trost in seinen Leiden, aber auch 
freilich deren Ursache hatte er bei sich: die Gräfin Rochlitz be- 
gleitete ihn und machte ihn am 6. Juli n. St. zu Frankfurt 
zum glücklichen Vater einer Tochter. Viele Erfolge waren ins- 
gemein nicht zu erwarten; denn wie der sächsische Kriegsrat von Bose 
verwundert konstatierte, stand die Reichsarmee unter den Be- 
fehlen von bloß 36 kommandierenden Generälen, unter denen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.